Rotraut Perner ist aus der SPÖ ausgetreten. Anlass bildete eine Aussendung, die in allzu saloppem und ausbaufähigem Ton die Eignung jener Kandidatinnen infrage stellte, die in den Medien vor allem als "Ex-Missen" vorgestellt und gefeiert worden waren. Perner beklagte den grassierenden Sexismus und ging. Das wirft gleich mehrere Fragen auf.

Erstens die Tatsache, dass dieselbe Eignungsfrage auch bei einem Mr. Muscle oder Mister Steiermark zu recht erfolgt wäre. Geschlechtsunabhängig. Zugegeben, der Ex-Mister Universe Schwarzenegger blamiert gerade Donald Trump mit geschliffenen Worten, aber er hat eine langwährende Schauspiel- und Politkarriere hingelegt und bildet eher die Ausnahme von der Regel.

Zweitens, die Frage, ob Frau Perner all die Halbnackig-Fotos ausgeblendet hat, mit denen Sabine Lindorfer zuvor durch die Boulevardblätter gerauscht war – auch schon mal copy-paste kombiniert mit einem adrett Anzug tragenden Sebastian Kurz. Macher und Miss. Business-as-usual-gekleideter Mann und nur mit Bikini halbverhüllte Frau – als ob Sabine Lindorfer immer noch hauptberuflich Miss wäre.

Die Botschaft war deutlich-deftig. Ich Hirn. Du Körper. Dschungellife halt. Da hörte man gar nichts von Rotraut Perner. Diese suboptimal für das Umsetzen der Gleichberechtigung geeigneten Bilder regten ihren Protest nicht an. Gewiss kann man auch auf Ausbildung und Werdegang der Kandidatinnen pochen und die Eignungsfrage damit beantworten.

Mit diesen Ausbildungen wurden beide Frauen leider nicht vermarktet. Vermarktet wurden sie als das, was sie nicht mehr waren: Ex-Missen. Wenn man also schon auf der Suche nach unschönem Sexismus ist: Hier könnte man fündig werden. Wenn man denn wollte.

Warum man lieber mit Getöse aus einer Partei austritt, die schon mehr für Frauen geleistet hat, ist die dritte offene Frage. Wie politikferne Quereinsteigerinnen vorgestellt werden können, ohne sie zu Püppchen zu stilisieren, hat übrigens Peter Pilz vorgeführt: Kompetenz vor Sexappeal. (Julya Rabinowich, 25.8.2017)