4.560 Solarmodule made in Kärnten produzieren im Südosten des Iran zwei Millionen kWh Strom im Jahr.

Foto: Fronius International GmbH

Teheran/Kerman – Wüste, so weit das Auge reicht. Nur hie und da nimmt das Auge einen schwachen Grünton wahr – Pistazienplantagen. Geht es nach der Regierung in Teheran, soll 1.000 Kilometer von der Hauptstadt entfernt bei Kerman, Hauptanbaugebiet der sowohl genügsamen wie langlebigen Pistazie, ein weiterer Hotspot entstehen: für Solarenergie.

Kaum ein Land ist für die Gewinnung von Solarenergie besser geeignet als der Iran, wo an gut 300 Tagen im Jahr die Sonne scheint. Bei Kerman, einer 740.000 Einwohner zählenden Stadt im Südosten des Landes, kommt die Höhenlage als positiver Faktor hinzu. Das Gebiet liegt auf einer Hochebene rund 1.750 Meter über dem Meeresspiegel. Je höher die Lage, desto dünner die Luft, desto effizienter die Energieausbeute, sagt ein Naturgesetz.

Für dieses Gebiet hat sich letztendlich auch KPV Solar entschieden, ein auf die Planung und Errichtung großer Solaranlagen spezialisiertes mittelständisches Unternehmen aus Klagenfurt. In einer Sonderwirtschaftszone, die zusätzliche Vorteile bringt wie Steuerbefreiung in den ersten zehn Jahren und Wegfall der Zollgebühren, hat sie mit einem lokalen Partner ihr erstes Iran-Projekt realisiert.

"Ein iranischer Geschäftsmann hat uns angesprochen, ob wir etwas zusammen machen könnten", sagt Günter Grabner, Gründer und Geschäftsführer der im Vorjahr mit KPV Solar zusammengelegten PV Invest, bei einem Lokalaugenschein des STANDARD. Nach genauer Prüfung der rechtlichen, technischen und kommerziellen Rahmenbedingungen habe man sich entschlossen, nach Projekten in neun europäischen Ländern erstmals eines außerhalb zu wagen – eben im Iran.

Gute Erfahrungen

"Unsere Erfahrungen sind positiv", sagt Gerhard Rabensteiner, Gründer von KPV Solar und nunmehr gleichberechtigter Partner von Grabner im gemeinsamen Unternehmen. KPV Solar könne beispielgebend sein für andere, die im Iran aktiv werden wollen.

Ohne den vor knapp zwei Jahren eingeschlagenen Kurs der iranischen Regierung, ein neues, attraktives Förderregime für erneuerbare Energien zu implementieren, hätte freilich auch der Photovoltaikspezialist aus Kärnten den Iran Iran sein lassen. Rund doppelt so hohe Einspeisetarife wie in Österreich und Deutschland, garantiert auf 20 Jahre und dazu noch wechselkurs- und inflationsgesichert, haben schließlich den Ausschlag für das Iran-Engagement gegeben.

Warum ausgerechnet der Iran, ein Schwergewicht in der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) und zudem das Land mit den weltweit größten Gasreserven, auf erneuerbare Energien setzt, ist rasch erzählt. Mit den fossilen Schätzen will Teheran möglichst viele Devisen im Ausland verdienen. Je geringer der Inlandsverbrauch an Öl und Gas ist, desto mehr Kohlenwasserstoffe lassen sich in harte Währung ummünzen.

Die Treibstoffpreise im Iran sind hochsubventioniert, ein Liter Benzin kostet umgerechnet nicht viel mehr als 30 Eurocent. Auch die Preise für Strom, der im Iran noch immer zu gut 90 Prozent in Gaskraftwerken erzeugt wird, werden künstlich tief gehalten, um Aufständen vorzubeugen. Auch das ist also kein Geschäft. Was bleibt, ist der Export.

Anschlussprojekte

Jafar Sigaroudi, stellvertretender Planungschef der Erneuerbaren-Organisation Suna, die dem Energieministerium angegliedert ist, bestätigt indirekt die dahinterliegende Strategie. "Wir wollen fossile Energien sparen. Je größer die Einsparung, desto mehr Geld steht für den Ausbau erneuerbarer Energien zur Verfügung", sagt er. Der Plan: Bis 2021 sollen pro Jahr 1.000 Megawatt erneuerbare Energie dazugebaut werden, vor allem Wind und Sonne, aber auch Biomasse und Geothermie.

KPV Solar will nach der 1,2-MW-Anlage, die rund eine Million Euro gekostet hat und in einem 50:50-Joint-Venture komplett aus Eigenmitteln realisiert wurde, weitere fünf bis sechs Solarparks errichten. Diese sollen eine Leistung von jeweils zehn MW haben.

Bei der Finanzierung des ersten Nachfolgeprojekts rittern zwei Fonds um den Zuschlag. Mit von der Partie werden wie beim Testprojekt in Kerman erneut Kioto Solar und Fronius sein, beide präferierte Partner von KPV Solar. Kioto Solar baut in St. Veit/Glan in Kärnten die Solarmodule. 4.560 Stück wurden in Kerman verbaut. Die Firma Fronius aus Oberösterreich liefert die Wechselrichter, im Iran waren es zuletzt 38 Stück. (Günther Strobl, 27.8.2017)