Diana, hier auf einem Foto aus dem Jahr 1996, starb am 31. August 1997 in Paris.

Foto: APA/AFP/GERRY PENNY

Ältere Menschen haben es gut. Dürfen sie doch hoffen, dass ihnen der Rummel, den der Boulevard, und nicht nur der, nach dem 1., 2., 5. und 10. nun pünktlich zum 20. Todestag von Lady Diana veranstaltete, zu deren 30. Todestag erspart bleibt. Stattfinden wird er ganz sicher, warum sollte man royalen Kitsch nicht ewig wiederkauen, wenn er auch noch so ausgelutscht ist, aber das morbide Geschäft belebt. Obwohl der Fälligkeitstermin erst auf den 31. August fällt, überkugelte man sich schon zwei Sonntage zuvor, abgesehen von der Dauerberieselung mit hochadeligen Marotten, wie sie jahraus, jahrein bürgerliche Herzen erquickt.

"Die Presse" tröstete ihre Leserinnen und Leser mit einem Oxymoron über den Schmerz hinweg: Ihr Tod machte sie unsterblich. Das kann nicht jeder von sich behaupten, der bei einem Autounfall stirbt, die anhaltende Fähigkeit zu trauern muss im Falle der Lady also tiefere Gründe haben. Klar: Bis heute hallt ihr Ruf in den Trutzburgen der Royals nach. "Die Presse", in den Trutzburgen der Royals zu Hause, weiß, dass es dortselbst auch nicht immer anders zugeht als im trauten Heim. Das Liebesleben zwischen Charles und Diana war indes ebenso sporadisch wie öd: "Du siehst lächerlich aus", soll er gezischt haben, als sie sich ihm eines Nachts in Reizwäsche näherte.

Fürs Leben ist Zeitungskonsumenten daraus nützlich, dass man bei der Auswahl von Reizwäsche, egal ob an Mann oder Frau, Charakter und Stimmung des/der AdressatIn stets berücksichtigen sollte. Sagt etwa der Partner: "Ich werde nicht der einzige Prinz von Wales sein, der keine Mätresse hat", wird Reizwäsche – es sei denn an der Mätresse - ihren Zweck verfehlen, selbst die von Marks & Spencer.

Ein ewiges, auch vom Boulevard nie wirklich gelöstes Rätsel bleibt, warum sie diesen Typen geheiratet hat. "Mein erster Eindruck war: Mein Gott, was für ein trauriger Mann!", schildert "Österreich" ein frühes Zusammentreffen der beiden. Und von einem späteren weiß wieder "Die Presse" zu berichten. Zu den ersten Annäherungsversuchen von Charles zeigt Diana im Rückblick noch eine Mischung aus Faszination und Abscheu: "Er konnte nicht von mir lassen. Er war wie ein Hautausschlag." Heute würde man ihn auf dem Boulevard als Grapscher zur Schnecke machen, begehrtester Junggeselle der Welt hin oder her.

"Man arrangiert sich einfach"

Im Sinne des Bildungsauftrags verwurstet "Österreich" das von "Österreich"-Herausgeber Werner Schima verfasste Buch Lady Di – Ihr Leben. Ihre Ehe. Ihr tragischer Tod. Ihr Erbe auch als Serie im Blatt, deren erste Folge mit heimischen Schicksalen zum Thema geschickt abgefedert wurde. Diana: So verliebte sie sich in Charles fand tröstlichen Ausgleich in den Schicksalen bodenständiger Stars. Dem traurigen Liebes-Aus bei Lugner stand eine Glückliche Francesca gegenüber. 2003 trennte sich Francesca Habsburg von ihrem Mann, jetzt ist sie wieder glücklich. Woran man sieht: Es geht auch anders, man arrangiert sich einfach, postet verliebte Selfies im Netz, bei Sonnenuntergang im Fidschi-Archipel.

Das ist eben der Unterschied zwischen dem Fidschi-Archipel und den Trutzburgen der Royals. Späte Enthüllungen, aber niemals zu spät, liefert auch "Die ganze Woche": Intime Geständnisse von Prinzessin Diana. An Intimität blieb das Blatt zunächst weit hinter der "Presse" zurück. Dass Charles vor der Hochzeit drei Wochen lang kein einziges Mal zum Telefon griff, um der Stimme seiner Verlobten zu lauschen, fand diese zwar "merkwürdig, und wann immer ich ihn versuchte anzurufen, war er angeblich gerade nicht da und rief mich nie zurück." Warum sie sich dennoch entschloss, den Hautausschlag zu heiraten, konnte Diana selbst nicht so recht beantworten. Auch das soll nicht erstmals in der Geschichte der Ehe vorkommen.

Die "Kronen Zeitung" zog sich bürokratisch aus der Affäre. Sie wärmte am 20. August ihre Leser für den 31. August auf, indem sie sie bildlich ins Musikzimmer des Buckingham-Palastes führte, wo bis zum 1. Oktober auch jener Schreibtisch zu sehen ist, an dem die Prinzessin im Kensington-Palast ihre Dankesbriefe verfasste. Er ist so gestaltet, als könnte Diana jeden Moment hereinkommen und dort Platz nehmen. Das Kofferradio identifizierte die "Krone" mühelos als jenes im Retro-Look, mit dem Diana Musik hörte, während sie Briefe beantwortete, das Wörterbuch immer dabei, weil die Prinzessin keine Rechtschreibfehler machen wollte. Eigentlich alles ganz normal in den Trutzburgen der Royals. (Günter Traxler, 27.8.2017)