Die Nachrichten, die Myanmars Regierung am Freitag nach und nach bekanntgab, wurden immer eindeutiger: Zunächst zwölf, später 32, und noch später fast 90 Menschen sind demnach bei Unruhen im Teilstaat Rakhine getötet worden. Auch die Schuldfrage scheint in den Meldungen klar: Bewaffnete Rohingya – bis zu tausend Menschen – hätten Polizeiposten angegriffen und dabei auch selbstgebastelte Bomben verwendet.

Wenn der Ablauf der Ereignisse so stimmt, wie ihn die Regierung schildert, haben die Angreifer der Sache der Rohingya keinen Dienst erwiesen. Das Bild, wonach die Eskalation der Gewalt von Mitgliedern der unterdrückten Gruppe ausgeht, macht es schwer, sie zu verteidigen – auch für jene, die sonst anprangern würden, dass noch immer hunderttausende Menschen gezielt ihrer Lebenschancen beraubt werden und dass die demokratisch gewählte Regierung systematische und pauschale Gewalt duldet.

Überraschend kommt die Eskalation aber nicht. Schon lange warnen Beobachter, dass die Rohingya sich stärker gewaltbereiten Gruppen zuwenden könnten, sollte sich an ihrer Lage nichts ändern. Die Regierung darf auch die Warnungen nicht missachten, die von einem Erstarken der radikalen Islamisten in der muslimischen Gruppe warnen. Wenn die Extremisten die Einzigen sind, die den Rohingya einen Ausweg anzubieten scheinen, werden sich viele ihnen zuwenden – auch wenn sie sich damit selbst schaden. (Manuel Escher, 25.8.2017)