Facebook brachte zwei Verwandte zusammen – doch wie das passierte, ist äußerst unklar

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Facebooks Feature "Personen, die du kennen könntest" sorgte bereits in der Vergangenheit für Aufregung. Der Dienst verknüpfte etwa Personen, die an Treffen der "Anonymen Alkoholiker" teilnahmen, oder einander fremde Patienten einer Psychiaterin – und outete die Nutzer dadurch. Rund 100 Signale sollen in die Auswahl der Liste einfließen, pro Jahr werden zig hundert Menschen als potenzielle Freunde vorgeschlagen. Offiziell sind nur wenige Merkmale bekannt, nach denen Facebook siebt: Etwa Ortsangaben oder Informationen zu Arbeitgeber oder besuchten Schulen. Auch gemeinsame Freunde sind für Facebook ein Indikator, nach dem der Algorithmus arbeitet.

Familienstränge gekappt

Diese offiziell bekannten Faktoren – die restlichen werden von Facebook verschwiegen – erklären jedoch den Fall einer US-Journalistin namens Kashmir Hill nicht, der ein bislang fremdes Familienmitglied vorgeschlagen wurde. Der Großvater der Reporterin verschwand, als ihr eigener Vater noch ein Baby war. Er wurde von dem neuen Freund ihrer Mutter adoptiert und traf seinen leiblichen Vater nur als Erwachsener – und das auch nur einmal. Die Familienstränge zwischen dem biologischen Vater und der Familie der Journalistin waren komplett gekappt worden.

Algorithmus entdeckt Verwandte

Als der Journalistin auf Facebook eine Frau namens Rebecca P. vorgeschlagen wurde, brachte sie deren Nachname ins Grübeln. Sie entdeckte, dass es sich dabei um den Namen ihres biologischen Großvaters handelte. Daraufhin kontaktierte sie die Frau und stellte fest, dass es sich tatsächlich um eine Verwandte handelte: Sie war ihre Großtante und mit dem Bruder des verschwundenen Großvaters verheiratet.

"Kaum nachvollziehbar"

"Wie Facebook diese Verbindung gemacht hat, ist kaum nachvollziehbar", schreibt Hill bei Gizmodo. " Mein Vater hat ihren Mann nur einmal getroffen. Sie haben ihre E-Mail-Adressen und Telefonnummern ausgetauscht, aber beide benutzen Facebook nicht. Auch andere Verwandte, die eine Verbindung zwischen mir und ihr ergeben könnten, sind nicht auf Facebook", so Hill weiter.

Facebook wollte den Fall jedoch nicht aufklären. Insider vermuten, dass Facebook externe Daten aufkauft und diese in die Freundschaftsvorschläge einfließen lässt. Facebook wüsste also, dass Hills Vater die Telefonnummer seines biologischen Onkel besaß, um dann dessen Frau als Facebook-Freundin für Hill vorzuschlagen. Damit würde der Online-Gigant noch umfassendere Profile über seine Nutzer als bislang bekannt anlegen. Facebook dementierte jedoch, solche Informationen zu nutzen.

"Allwissenheit"

Auch wenn die Reporterin angibt, froh über die wiederentdeckte Verwandtschaft zu sein, schreibt Hill, dass sie von Facebooks "scheinbarer Allwissenheit" schockiert und verunsichert sei. Sie frage sich nun bei jedem Freundschaftsvorschlag, ob es sich um Personen handelt, die sie nicht kennt, aber "kennen sollte". (red, 26.8.2017)