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Tatortsicherung in Brüssel am Freitagabend.

Foto: ap/Sylvain Plazy

Brüssel/London – Nach dem Schwertangriff auf Polizisten vor dem Londoner Buckingham-Palast ist ein weiterer Verdächtiger festgenommen worden. Der Mann werde verdächtigt, an der "Planung, Vorbereitung oder Anstiftung eines Terroraktes" beteiligt gewesen zu sein, teilte die Polizei am Sonntag mit.

Anti-Terror-Einheiten hätten den 30-Jährigen am Sonntagvormittag im Westen der Stadt festgenommen und eine Wohnung durchsucht, teilte die Polizei mit. Bei dem Angriff mit einem Schwert waren am Freitagabend drei Polizisten verletzt worden. Der Angreifer war nach dem Vorfall festgenommen worden. Ihm wird "versuchter terroristischer Mord" vorgeworfen.

Nahezu zeitgleich zu dem Angriff in London war am Freitagabend im Zentrum von Brüssel ein Mann mit einem Messer auf Soldaten losgegangen und hatte "Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen, bevor er von Soldaten erschossen wurde. Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte den Angriff für sich. Bei den fast zeitgleichen Attacken wurden insgesamt vier Sicherheitskräfte leicht verletzt.

Schwert als Waffe in London

In London nahm die Anti-Terror-Einheit von Scotland Yard Ermittlungen auf. Der Angreifer hatte gegen 20.30 Uhr seinen Wagen direkt vor einem Polizeifahrzeug am zentralen Kreisverkehr vor dem Palast gestoppt. Die Queen hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Schottland auf.

Als die drei unbewaffneten Polizisten auf ihn zugegangen seien, habe er versucht, an ein rund 1,20 Meter langes Schwert im Fußraum der Beifahrerseite zu gelangen. Er habe mehrfach "Allahu Akbar" gerufen. Der Mann sei schließlich mit Tränengas-Spray außer Gefecht gesetzt worden. Zwei der drei Polizisten hätten während des kurzen Handgemenges Schnittverletzungen erlitten. Sie seien im Krankenhaus behandelt worden.

Der am Samstag Festgenommene stammt den Angaben zufolge aus der nördlich von London gelegenen Stadt Luton. Der Leiter der Anti-Terror-Einheit, Dean Haydon, geht von einem Einzeltäter aus. "Wir glauben, dass der Mann allein gehandelt hat, und wir schauen derzeit nicht nach anderen Verdächtigen", so der Ermittler.

Polizei warnt vor Terrorgefahr in London

Der Mann sei auf Grundlage der Anti-Terror-Gesetzgebung, dem sogenannten Terrorism Act 2000, festgenommen worden, hieß es. Demnach fällt in Großbritannien unter Terrorismus, wenn jemand beispielsweise schwerwiegende Gewalt gegen eine Person verübt oder deren Leben in Gefahr bringt. Als Terrorismus werden auch Aktionen eingestuft, die die Öffentlichkeit oder einen Teil der Öffentlichkeit einschüchtern oder das Handeln von Regierungen und Regierungsorganisationen beeinflussen sollen.

Die Polizei rief vor einem großen Straßenkarneval in London die Bevölkerung zu Wachsamkeit auf. Die Terrorgefahr in Großbritannien bleibe hoch, teilte der Kommandant der Londoner Anti-Terror-Einheit, Dean Haydon, am Samstag mit.

Die Polizei setzte nach eigenen Angaben ein bisher beispielloses Aufgebot in Marsch, um am Sonntag und Montag den Straßenkarneval in Notting Hill im Westen Londons zu schützen. Nach Angaben der Veranstalter wurden zur größten Straßenparty Europas rund zwei Millionen Menschen erwartet. Nach Angaben der "Sunday Times" waren rund 8.000 Polizisten im Einsatz. Sorge habe vor Angriffen mit Messern oder Säure bestanden.

Angreifer in Brüssel aus Somalia

Auch nach Messerattacken auf Sicherheitskräfte in Brüssel gehen die Ermittler von einem terroristischen Hintergrund aus. Der getötete Angreifer in Belgien wurde am Samstag als gebürtiger Somalier identifiziert, er war den Behörden nicht als Islamist bekannt.

Die belgische Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen "versuchten terroristischen Mordes" auf. Der Angreifer war am Freitagabend im Zentrum von Brüssel mit einem Messer auf Soldaten losgegangen und hatte "Allahu Akbar" gerufen, bevor er von den Soldaten erschossen wurde. Bei dem Toten wurden zwei Koran-Ausgaben gefunden sowie eine Waffenattrappe.

IS beansprucht Angriff für sich

Der IS erklärte, der Angriff sei von einem seiner "Soldaten" ausgeführt worden. Der IS stellte in der Erklärung über sein Propagandaorgan Amaq einen Zusammenhang zwischen der Attacke und Belgiens Beteiligung an der internationalen Militärallianz zur Bekämpfung des IS in Syrien her. Der Täter sei "einem Aufruf zum Angriff auf die Koalitionsstaaten" gefolgt, hieß es darin.

Die Ermittler identifizierten den Täter am Samstag als gebürtigen Somalier, der seit 2015 die belgische Staatsbürgerschaft hatte. Der 1987 geborene Mann war 2004 nach Belgien eingewandert. Er wurde im Februar erstmals wegen Körperverletzung aktenkundig. Über eine mögliche Verbindung zu Terrorgruppen ist der Polizei bisher nichts bekannt.

Erhöhte Alarmstufe in Brüssel

In Brüssel und London sind nach einer Serie islamistischer Anschläge strikte Sicherheitsvorkehrungen in Kraft. In Brüssel gilt eine erhöhte Alarmstufe, seit im März 2016 bei zwei Anschlägen am Flughafen und in einer U-Bahn-Station 32 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt wurden. Auch dazu bekannte sich der IS.

In London wurden zuletzt im Juni sieben Menschen bei einem Anschlag getötet. Die Täter rasten zunächst mit einem Lieferwagen auf der London Bridge in die Menge, dann stachen sie in einem Ausgehviertel mit Messern auf Passanten ein. Im Mai hatte sich zudem ein Selbstmordattentäter bei einem Konzert in Manchester in die Luft gesprengt und 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Zu beiden Taten bekannte sich die IS-Miliz.

Der IS reklamierte auch die jüngsten Anschläge in Spanien für sich, bei denen vergangene Woche in Barcelona und Cambrils 15 Menschen getötet und mehr als 120 weitere verletzt worden waren. (APA, 27.8.2017)