1943 in Austin geboren: Regisseur Tobe Hooper.

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Los Angeles – Er hatte möglicherweise einen schlechten Geschmack, aber ganz sicher einen guten Riecher. Nachdem er 1969 bereits eine Fernsehdokumentation über das Folktrio Peter, Paul & Mary und seinen – heute praktisch vergessenen – ersten Langfilm über eine Hippiekommune mit dem Titel Eggshell gedreht hatte, kam Tobe Hooper zu einem folgenreichen Entschluss: mit solchen Filmen sei im US-Kino kein Geld zu verdienen.

B-Movies als Plan B

Der 1943 in Austin geborene Hooper, der ein abgeschlossenes Filmstudium an der University of Texas vorweisen konnte, entwickelte also einen Plan B wie B-Movie. Er gründete eine eigene Produktionsfirma, sammelte 60.000 Dollar Startgeld und zog mit kleinem Team, überschaubarer Darstellertruppe und psychotropen Substanzen in die Wüste. Gedreht wurde unter entsprechend harschen Bedingungen auf billigerem 16mm-Material.

Das Ergebnis war ein Horrorfilm, den aufgrund seiner Gewaltdarstellung kein Verleiher in seinem Programm sehen wollte. Heute gilt The Texas Chain Saw Massacre (Blutgericht in Texas) über die degenerierte Kannibalenfamilie rund um den die Kettensäge schwingenden Leatherface als eine der populärsten Genrearbeiten und ist Teil der ständigen Sammlung des New Yorker Museum of Modern Art.

horrornymphs

Als Inspirationsquelle gab Hooper stets den Fall des Serienmörders Ed Gein an (für den sich bereits Hitchcock mit Psycho interessiert hatte), doch die feine Klinge war für Hooper – wie auch für William Friedkin beim fast gleichzeitig entstandenen The Exorzist (1973) – angesichts der Radikalität des gesellschaftspolitischen Klimas nichts: die sich bis ins nächste Jahrhundert erstreckende Zensurgeschichte des Splatterfilms spricht davon Bände.

Hooper hatte jedenfalls erfolgreich seinen Platz im Genre gefunden, 1979 drehte er die TV-Serie Salem’s Lot (Brennen muss Salem) nach einem Roman Stephen Kings, der auch als Spielfilm vermarktet wurde, und 1982 schließlich jenen Spukfilm, mit dem er auch beim breiten Publikum reüssierte: Poltergeist, entstanden unter der Federführung Steven Spielbergs, untergräbt die intakte Welt einer US-Mittelstandsfamilie mit grellem Horror, Haunted-House-Motiven und oscarnominierten Special Effects.

Anschluss verpasst

Dass Hooper den Anschluss an den sauberen Mainstreamhorror der 80er-Jahre verpasste, zeigt sein ausbleibender Erfolg mit Arbeiten wie Body Bags oder The Mangler. 2011 gab er mit Midnight Movie sein Debüt als Romanautor.

Tobe Hooper ist am Samstag, nur wenige Wochen nach seinem Night of the Living Dead-Kollegen George A. Romero, 74-jährig in Kalifornien gestorben. (Michael Pekler, 27.8.2017)