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Innenministerin Amber Rudd kündigte ein neues Visasystem an.

Foto: Reuters / H. McKay

Die Hochschulen des Vereinigten Königreichs müssen sich mehr denn je um ein europafreundliches Image bemühen. Denn seit Großbritannien am 23. Juni 2016 für den Austritt aus der EU gestimmt hat, befürchten viele Studenten Diskriminierung – oder sind ihr bereits ausgesetzt.

Diese Sorgen haben bereits Auswirkungen. Der Brexit schreckt zunehmend Studierende ab, die künftig vielleicht nicht mehr mit Vorteilen wie bisher rechnen können. Auf wackeligen Beinen steht etwa die Zukunft des "home status" (Heimatstatus), der EU-Bürger bisher mit Briten praktisch gleichgestellt hat. Anders als für internationale Nicht-EU-Studenten ist für sie eine Obergrenze von 9.250 Pfund (10.035 Euro) für Studiengebühren festgelegt, außerdem können sie sich für Studiengebührendarlehen bewerben. EU-Studenten brauchen aktuell auch keine Visa und profitieren vom Austauschprogramm Erasmus+, in dem die Rolle Großbritanniens momentan intensiv diskutiert wird.

Neues Visasystem

Die Nichtdiskriminierungsrichtlinien sind allerdings im EU-Recht festgeschrieben und werden künftig nicht mehr für das Vereinigte Königreich gelten. Innenministerin Amber Rudd ließ bereits im Oktober 2016 durchklingen, dass an einem neuen Visasystem gearbeitet wird.

Über die Zukunft der Studienbeiträge ist noch nichts bekannt. London hat erklärt, dass bis zum Studienjahr 2018/19 alles so bleibt wie bisher. Der parlamentarische Bildungsausschuss will jedenfalls die aktuellen Regelungen über jenen Zeitraum hinaus beibehalten.

Auf persönlicher Ebene hat der eine oder andere Student die unmittelbaren Folgen des Brexit-Votums schon jetzt zu spüren bekommen. So begann die steirische Studentin Jenny Schweiger ihr Studium in Brighton im August 2016, etwas mehr als einen Monat nach dem Referendum. Die meisten Leute dort seien nett gewesen, erzählt sie im Gespräch mit dem STANDARD, doch nicht überall sei sie mit offenen Armen empfangen worden. "Es gab eine Professorin, Helen, die mich im Unterricht stets ignorierte. Wenn ich aufzeigte, schien sie durch mich hindurchzuschauen, und beim Durchzählen ließ sie mich aus."

Professorin gefeuert

Jennys Verdacht, dass Helens Abneigung mit ihrer österreichischen Staatszugehörigkeit zusammenhängen könnte, bestätigte sich rasch: "In einem Gespräch unter vier Augen hat sie mir dann gesagt, dass 'Leute wie ich' bloß die britischen Universitäten ausnutzen würden. Und dass ich gar nicht da sein dürfte, wenn der Brexit schon vollzogen wäre." Helen habe sich vom Ergebnis des Referendums bestärkt gefühlt.

Doch die Mehrheit sieht es offenbar nicht wie diese Professorin, die nach diesem und anderen Vorfällen gefeuert wurde. Laura Aichelburg, seit Oktober 2016 Studentin an der University of Warwick, erzählt: "Bei uns machen sich die Professoren über den Brexit eher lustig. Es herrscht eine richtig starke Pro-EU-Haltung vor. Und dass der Austritt durch ein Referendum entschieden wurde, wird als unverantwortlich angesehen."

Das sieht auch Abdi-Aziz Suleiman, ehemaliger Vorsitzender der Studentenvereinigung der Universität von Sheffield, so. Gemeinsam mit Rektor Keith Burnett gründete er die Kampagne We Are International, der sich schon über 100 Universitäten und Organisationen angeschlossen haben. Sie ist neben Universities for Europe eine der größten Universitätsbewegungen gegen den Brexit. (Carla Márquez, 28.8.2017)