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Unter den Manuskripten Turings fand sich auch eines unter dem Titel "Can machines think?"

AP

Manchester/Wien – Die Entzifferung des Codes von Enigma, der Verschlüsselungsmaschine der Nationalsozialisten, gilt als seine berühmteste Leistung und machte Alan Turing 2014 sogar zum Helden einer Filmbiografie ("The Imitation Game").

Das kurze Leben des wohl wichtigsten Theoretikers der frühen Computerentwicklung war dabei von viel Tragik überschattet: Der Forscher wurde wegen seiner Homosexualität verurteilt, musste sich einer chemischen Kastration unterziehen und beging 1954 mit 41 Jahren Suizid.

Wissenschaftliches statt Privatem

63 Jahre später sind in einem Zettelkasten eines Lagerraums der Universität Manchester gleich 147 Briefe des visionären Mathematikers und Logikers aus den letzten fünf Jahren seines Lebens aufgetaucht, wie die britische Tageszeitung "The Guardian" berichtet. Anders als bei den 2015 aufgetauchten Schriftstücken Turings, die von seinem Privat- und Beziehungsleben berichteten, geht es in der nun entdeckten Korrespondenz so gut wie gar nicht um Privates, sondern fast ausschließlich um wissenschaftliche Angelegenheiten.

Die Sammlung der Briefe Turings wurde von der Universität Manchester öffentlich zugänglich gemacht (siehe Linkliste unten).
Foto: Universität Manchester

Turing macht sich in den Briefen, die seit kurzem auch online zugänglich sind, unter anderem Gedanken über Probleme der Mathematik, der Informatik und der künstlichen Intelligenz. Auch ein handschriftlicher BBC-Beitrag unter dem Titel "Can machines think?" fand sich unter den Manuskripten.

Verachtung für die Vereinigten Staaten

Die Korrespondenz zeigt auch, dass Turing in diesen Jahren mehrere Einladungen aus den USA hatte: Er sollte am MIT Vorträge halten und im April 1953 bei einer Konferenz sprechen. Turing, damals schwer depressiv, lehnte mit folgenden Worten ab: "Ich würde die Reise nicht wollen, und ich verachte Amerika." Eine Begründung dafür findet sich in den Briefen allerdings nicht. (tasch, 29.8.2017)