Auf der Jagd: Martin Hinteregger (links) und Teamchef Marcel Koller.

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Wien – Österreichs Fußballteam hat am Dienstag mit der intensiven Vorbereitung auf die WM-Qualifikationspartien am Samstag in Cardiff gegen Wales und drei Tage später in Wien gegen Georgien begonnen. Marcel Sabitzer, Guido Burgstaller (beide Innenfußprobleme) und Neuling Maximilian Wöber (Adduktoren) haben nicht, sie legten Sonderschichten bei den Physiotherapeuten ein. Teamchef Marcel Koller geht allerdings davon aus, dass es nur Wehwehchen sind.

Die Stimmung ist selbstverständlich gut, wäre sie mies, würde sie offiziell trotzdem super sein. Natürlich sind einige mit ihrem derzeitigen Berufsleben nicht ganz zufrieden. Das Transferfester ist noch Donnerstag Mitternacht geöffnet, Wechsel im letzten Moment sind nicht gänzlich auszuschließen. Kapitän Julian Baumgartlinger, der bei Bayer Leverkusen das große Glück nicht gefunden hat, wird verdächtigt, nach Italien zu übersiedeln. Koller wird kurzfristige Abreisen nicht dulden. Er ist aber bereit, eventuell vorgesehene medizinische Tests in Wien durchführen zu lassen. Denn man müsse sich voll aufs Team konzentrieren. "Jene 23, die da sind, sind die besten von ganz Österreich. Das sollte doch reichen, um stolz auf sich zu sein und Selbstvertrauen zu haben. Alle können Fußballspielen."

Bis zum Abflug am Freitag wird vor allem im taktischen Bereich gearbeitet. Man könnte stundenlang darüber diskutieren, ob gegen Wales in der Abwehr eine Dreier- oder Viererkette klüger wäre. Haken: Koller diskutiert nicht mit.

Martin Hinteregger, er hat im Juni beim 1:1 in Irland das Tor geschossen, ist diesbezüglich auch nicht der perfekte Ansprechpartner, "Ich mag beides." Der 24-Jährige wurde übrigens von Sampdoria Genua umworben, hat allerdings beschlossen, weiterhin in Augsburg zu verteidigen. Generell könne er den aberwitzigen Transfersummen, die 222 Millionen Euro für Neymar waren ja nur de Gipfel, wenig abgewinnen. "Ob das dem Fußball gut tut, weiß ich nicht. Die Preise werden weiter steigen." Sein ehemaliger Mannschaftskollege bei Red Bull Salzburg, Naby Keita, wird 2018 von Leipzig nach Liverpool wechseln. Um kolportierte 70 Millionen. Hinteregger: "Dass er ein außergewöhnlicher Fußballer ist, ist mir damals nicht entgangen."

Die Rolle des Jägers

Österreich hat in Gruppe D je vier Zähler Rückstand auf Serbien und Irland, ist punktgleich mit Wales Vierter. Für die WM 2018 in Russland ist nur der Erste fix qualifiziert. Auf der Reise zur EM 2016 nach Frankreich war die ÖFB-Auswahl nach sechs Runden der Gejagte, nun findet sich Hinteregger mit der Rolle des Jägers ab. "Obwohl mir vier Punkte Vorsprung lieber wären." Die Aufgabe in Cardiff schreckt ihn nicht: "Uns erwartet englische Härte. Gareth Bale und Aaron Ramsey sind außergewöhnliche Topspieler." Bale müsse man "doppeln. Alleine kann man den nicht bremsen, das schafft man nur im Kollektiv." Wie man die Partie siegreich absolviert? "Härte annehmen, dagegen halten, den Ball flach halten. Fußballerisch sind wir besser. Es wird ein richtig cooles Spiel."

Koller lässt kein "Was-wäre-wenn" zu. Im Falle einer Niederlage, das ist klar, wäre Russland zum Hirngespinst verkommen. "Ich bin voll auf Wales fokussiert." (Christian Hackl, 29.8.2017)