Satireportal "Die Tagespresse" mit neuem TV-Format im ORF: Joachim Brandl führt durch die Sendung.

Foto: ORF/Hans Leitner

Die "Tagespresse"-Macher – v. l.: Jürgen Marschal, Sebastian Huber und Fritz Jergitsch.

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Wien – Ab 19. September verbreitet der ORF ganz offiziell und mit Absicht Fake-News, dann startet nämlich das Onlinesatireportal "Die Tagespresse" seinen TV-Ableger in ORF 1, immer dienstags ab 22.55 Uhr nach "Willkommen Österreich". Vor versammelter "Lügenpresse" präsentierte der ORF am Dienstag das Konzept dieser "Tagespresse aktuell", vorerst sind zwölf Folgen zu je 20 Minuten geplant. Wiederkehrende Rubriken werden vorproduziert, ein Meldungsblock dann aktuell kurz vor Sendung erstellt.

Kabarettist Joachim Brandl führt als Anchorman Joachim Fuchs durch die Sendung. In der Vorschau präsentierte er einen Meldungsblock aus "Tagespresse"-Beiträgen wie Kanzler Kerns aktueller Google-Suche ("ÖBB offene Stellen aktuell") oder die von ÖVP-Chef Sebastian Kurz ("Integrationsminister Österreich, wer?"). Die Macher liefern auch Antworten darauf, warum für heimische Kinder Alkohol überlebensnotwendig ist und mit welcher Botschaft FP-Chef Strache gewinnen will ("Rechtsruck verhindern: Strache statt Kurz").

Schönste Toiletten gesucht

Mit "9 Orte, 9 Aborte" ("Der neue heiße Scheiß aus dem ORF") machen sich die Satiriker auch über den ORF lustig. Gesucht werden die schönsten Klos, Armin Assinger moderiert. Es folgt mit "Heimat, Heimat, Heimat" ein Magazin für "die Mehrheit", "Promi-Interviews" mit Magda Kropiunig und Beiträge von Dave (David Scheid) für die "Generation Why". Lukas Tagwerker wird ins "Innerste der Parteien" eingeschleust. "Seid unbekümmert, seid angstfrei, macht das, was ihr könnt", rät ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner den "Tagespresse"-Machern Fritz Jergitsch, Sebastian Huber und Jürgen Marschal. "Die drei Comedy-Newcomer haben bewiesen, dass sie Satire in ihrer DNA haben." Die Erwartungshaltung sei freilich hoch, Zechner will der Gruppe aber den Druck nehmen. "Freies Arbeiten ist das Grundnahrungsmittel für Satire."

Sie kann sich vorstellen, dass das Format in die Verlängerung geht, "das ist gewünscht und wird zugetraut", sagt sie dem STANDARD. Die Sendung lehnt sich an das "Tagespresse"-Bühnenstück an, das im Wiener Rabenhof aufgeführt wurde.

Seit 2013 betreibt Gründer Jergitsch "Die Tagespresse". "Man wird mit der Zeit routinemäßig bösartiger", sagt er. Warum überhaupt der Schritt ins TV? "Rein online wäre ein Videoformat in Österreich nicht finanzierbar." Erst durch den ORF sei das Format möglich. Geplant sei, dass Material dann auch online gepostet wird. (ae, muz, 29.8.2017)