Die Experimente zeigten nach Ansicht der Forscher, dass auch Rhesusaffen Gesichter in unbelebten Objekten erkennen können.

Foto: Current Biology

Bethesda – Wenn man in Alltagsgegenständen Gesichter zu erkennen glaubt, sprechen Psychologen von Pareidolie. Bekanntes Beispiel für dieses Phänomen ist das sogenannte "Marsgesicht", eine Felsformation auf dem Roten Planeten, die auf den frühen Aufnahmen der 1970er-Jahre große Ähnlichkeit mit einem menschlichen Antlitz aufwies.

Mit der Fähigkeit, Gesicher zu erkennen, wo keine sind, ist der Mensch nicht allein, wie nun US-Wissenschafter festgestellt haben: Auch Affen können offenbar Zufallskonfigurationen als entsprechende Muster interpretieren.

Länger auf Gesichter starren

In einer Reihe von Experimenten konfrontierten die Forscher um Jessica Taubert vom National Institute of Mental Health in Bethesda (Maryland) fünf Rhesusaffen mit Fotopaaren auf einem Computerbildschirm und erfassten, wie lange sie die Bilder jeweils betrachteten. Frühere Untersuchungen hatten ergeben, dass Rhesusaffen – ähnlich wie Menschen – Gesichter länger ansahen als leblose Gegenstände.

Die präsentierten Bilder zeigten unterschiedliche Objekte. Während die meisten ohne Besonderheiten waren, wiesen einige gesichtsähnliche Charakteristika auf. Zusätzlich wurden den Affen Aufnahmen von anderen Artgenossen vorgeführt.

Affenfotos weniger interessant

Das im Fachjournal "Current Biology" präsentierte Ergebnis war nach Ansicht der Wissenschafter eindeutig: Jene Gegenstände, die Gesichtern glichen, starrten die Rhesusaffen signifikant länger an – verblüffenderweise sogar länger als die Affenfotos.

Mithilfe von Kameras, die die Blicke der Tiere nachverfolgen konnten, stellten Taubert und ihre Kollegen sogar fest, dass die Affen jene Musterbestandteile besonders lange fixierten, die Augen und Mund repräsentierten. Die Forscher vermuten, dass die festgestellte Fähigkeit zur Pareidolie bei den Rhesusaffen mit der Tatsache zu tun hat, dass Gesichtererkennung bei den Tieren eine wichtige Rolle im sozialen Miteinander spielt. (red, 29.8.2017)