Eine starke Währung muss keine Erfolgsnachricht für eine Volkswirtschaft sein. Sie kann sich sogar als echtes Problem erweisen, wenn Exporte zu teuer werden und das Wachstum deshalb zurückgeht. Dennoch sagt der jüngste Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar viel über die wechselhaften Aussichten von EU und USA aus.

Nach dem Wahlsieg von Donald Trump legte der Dollar kräftig zu. Marktteilnehmer erwarteten ein riesiges Infrastrukturpaket und massive Steuersenkungen, welche die Konjunktur, das Budgetdefizit, die Inflation und die US-Zinsen in die Höhe treiben würden. Die Konjunktur der Eurozone schwächelte hingegen dahin.

Seither hat sich das Blatt gewendet. Europa ist auf Erholungskurs, die Europäische Zentralbank kann die Zinswende, die von der Fed längst vollzogen wurde, nicht mehr lange hinauszögern. In den USA läuft hingegen vieles schief. Trump bringt kaum ein großes Gesetz durch den Kongress, selbst die Steuerreform wurde zur Zitterpartie. Stattdessen droht im Herbst eine doppelte Finanzkrise – wenn wegen Trumps Beharrens auf den Mauerbau kein Budget zustande kommt und der Schuldendeckel nicht erhöht wird. Das würde den Dollar weiter auf Talfahrt schicken.

Ironischerweise wäre das gut für die US-Industrie, die Trump so sehr am Herzen liegt. Die Folgen seiner Schwäche würden mehr Arbeitsplätze schaffen als alle seine starken Sprüche gegen China, Mexiko und Deutschland. (Eric Frey, 29.8.2017)