"Feuer und Wut" waren es diesmal zunächst nicht, die US-Präsident Donald Trump seinem nordkoreanischen Gegenüber Kim Jong-un in Aussicht stellte. Im Inhalt waren seine gemesseneren Töne aber ähnlich: Nordkorea habe "seine Verachtung für seine Nachbarn, für alle Mitglieder der Vereinten Nationen und für die Mindeststandards für annehmbares Verhalten" gezeigt, erklärte der US-Präsident in Reaktion auf den jüngsten Raketentest. "Alle Optionen" lägen daher weiterhin auf dem Tisch – darunter also auch die Möglichkeit eines Militärschlags.

Der Oberbefehlshaber des amerikanischen Militärs hatte zuvor mit Japans Premier Shinzo Abe telefoniert, dessen Land die von Nordkorea getestete Rakete überflogen hatte. Ihm hatte Trump die "uneingeschränkte Solidarität" der USA versichert. Washington würde weiter daran arbeiten, den Druck auf Pjöngjang zu erhöhen. Er wolle zudem alle Staaten der internationalen Gemeinschaft drängen, dasselbe zu tun, wie Trump als Seitenhieb auf China anmerkte, dem er schon lange vorwirft, zu wenig gegen Kim Jong-uns militärischen Tatendrang zu unternehmen.

Mahnung zur Ruhe

International löste die neue Eskalation auf der Koreanischen Halbinsel neue Sorgen wegen eines drohenden Kriegs aus: UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Raketentest des kommunistischen Staates, der mehreren Resolutionen der Vereinten Nationen entgegenläuft. Der Uno-Sicherheitsrat hat noch für Dienstag eine Sondersitzung einberufen. Auch die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, kritisierte den Test scharf. Der Raketenabschuss sei "absolut inakzeptabel und unverantwortlich", sagte sie. "Kein Land sollte Raketen über sich fliegen haben, so wie die 130 Millionen Menschen in Japan. Ich denke, genug ist genug."

Peking reagierte mit einer Warnung und verhaltener Hoffnung: Man nähere sich einer heiklen Weggabelung, an der sich aber auch die Möglichkeit zu neuen Friedensgesprächen ergebe, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Hua Chunying.

Moskau will beruhigen

Auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow rief alle Beteiligten zur Beruhigung auf, forderte Nordkorea aber erneut auf, sich an die UN-Resolutionen zu halten. Deutschlands Chefdiplomat Sigmar Gabriel stieß ins gleiche Horn: Nordkorea habe Entscheidungen der internationalen Gemeinschaft "auf brachiale Weise" verletzt.

Der Botschafter Nordkoreas bei der Uno, Han Tae-song, sah die Lage naturgemäß anders: Sein Land habe das Recht, "mit harten Gegenmaßnahmen" Schritte zu seiner Verteidigung zu setzen. Nordkorea sieht den Raketentest als Defensivakt gegen eine drohende Invasion, die es als Ziel der laufenden gemeinsamen Manöver der USA und Südkoreas sieht. Han sprach von einer "extrem starken Explosion", die auf der Halbinsel drohe. (mesc, Reuters, 29.8.2017)