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Houston will neue Notunterkünfte öffnen.

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Die Retter suchen weiter nach eingeschlossenen Menschen.

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Die Pegel in Houston bleiben hoch.

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Houston / New Orleans – Nach fünf Tagen nahezu sintflutartigen Dauerregens zeichnet sich für die überflutete texanische Metropole Houston eine leichte Entspannung ab. Am Mittwoch war erstmals seit Samstag stellenweise wieder blauer Himmel zu sehen. Meteorologen sagten voraus, dass der bislang festsitzende Tropensturm "Harvey" wieder Geschwindigkeit aufnehmen und dadurch weiter landeinwärts ziehen werde. Zugleich werde er sich abschwächen.

"Harvey" erreichte den benachbarten Bundesstaat Louisiana, wo erste Gebiete überflutet wurden. In Houston verhängte Bürgermeister Sylvester Turner nach Berichten über Plünderungen und Raubüberfällen eine nächtliche Ausgangssperre. Spekulationen auf Versorgungsengpässe trieben die Benzinpreise hoch. Fast ein Viertel der US-Raffineriekapazität liegt still.

Das Sturmzentrum dürfte nach Einschätzung des nationalen Hurrikanzentrums bis Donnerstag über das Mississippi-Tal hinweg ziehen. Der Wirbelsturm dürfte sich dann zu einem tropischen Tiefdruckgebiet abschwächen.

Harvey ist wieder an Land.
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Riesige Gebiete unter Wasser

Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht absehbar. Nahezu ein Drittel von Harris County – ein Landkreis, der fünfmal so groß wie Berlin ist – steht der Zeitung "Houston Chronicle" zufolge unter Wasser. Nach Angaben von Regierungsvertretern kamen bis Mittwoch mindestens 17 Menschen durch die Fluten um. Vier freiwillige Helfer wurden Medien zufolge vermisst.

Bis zu 49.000 Häuser und Wohnungen stehen nach Angaben aus der Stadtverwaltung im Wasser. Bei über 1000 Häusern gebe es einen Totalschaden. Über 195.000 Menschen der Millionenmetropole beantragten bis Mittwoch Nothilfen bei der zuständigen Bundesbehörde. Zehntausende Menschen sind in Notunterkünften untergebracht. Die Schäden dürften Schätzungen zufolge bis zu 75 Milliarden Dollar betragen. Präsident Donald Trump sagte Finanzhilfen des Bundes zu.

Am Abend entdeckte die Polizei weitere Opfer. Die Beamten bargen nach eigenen Angaben sechs Leichen aus einem Fahrzeug, nachdem das Wasser langsam zurückgegangen sei, teilte Sheriff Ed Gonzalez am Mittwoch vor Journalisten mit. Die Familie, ein Paar mit vier Urenkeln im Alter von sechs bis 16 Jahren, sei seit Sonntag vermisst worden.

Landstriche in Louisiana unter Wasser

In Louisiana, das noch mit den Folgen des verheerenden Hurrikans "Katrina" vor genau zwölf Jahren kämpft, wurden Hunderte Menschen aus ihren von Wasser eingeschlossenen Häusern gerettet. Der Bürgermeister von Lake Charles, wo einige Gebiete schon knietief im Wasser stehen, forderte Bundeshilfen für die Betroffenen. Präsident Trump hatte am Dienstag bei seinem Besuch im Katastrophengebiet angekündigt, er werde mit dem Kongress zusammenarbeiten, um ein Rettungspaket zu schnüren. Es werde sehr kostspielig, sagte er in Austin, ohne genaue Summen zu nennen. Womöglich habe es noch nie größere Schäden in der Geschichte des Landes gegeben. Die Schäden des Hurrikans "Katrina", der Ende August 2005 die größte Stadt Louisianas, New Orleans, heimgesucht hatte, beliefen sich auf geschätzte 108 Milliarden Dollar. Damals verloren 1800 Menschen ihr Leben.

Zu den ungewöhnlich großen Wassermassen, die der Tropensturm "Harvey" in Texas hinterließ, gibt ORF-Korrespondent Ernst Kernmayer Auskunft.
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Unterdessen wurden Anrainer einer im Überschwemmungsgebiet liegenden texanischen Chemiefabrik in Sicherheit gebracht. Es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme, teilten die Behörden mit. Der französische Konzern Arkema, dem die Fabrik in Harris County gehört, erklärte, die Anlage sei überschwemmt. Es sei möglich, dass Chemikalien reagieren und ein Feuer ausbreche, das eine schwarze Rauchwolke auslöse. Wie giftig diese Wolke sein würde, teilte der Konzern nicht mit. In der Fabrik werden organische Peroxide produziert.

Rettungspaket für Betroffene

Von dem Unwetter sind rund ein Viertel der Raffinerie-Kapazitäten der USA betroffen. In der Golfregion sind fast die Hälfte aller US-Raffinerien angesiedelt. Es geht nach Unternehmensangaben und Reuters-Schätzungen um eine Menge von mindestens 4,2 Millionen Barrel pro Tag, was dem Tagesverbrauch Japans entspricht. Dies hat Sorgen vor Versorgungsengpässen bei Benzin aufkommen lassen. Der US-Future stieg um 6,6 Prozent und notierte so hoch wie zuletzt im Juli 2015. "Da die USA Benzin aus Europa importieren könnten, ziehen auch die Benzinpreise in Europa an", erklärten die Analysten der Commerzbank. Die Ölpreise gaben dagegen etwas nach, da die Nachfrage in den USA fiel. (Reuters, 30.8.2017)