Die Billigfluglinie Ryanair will nicht beim Ringen um die Zukunft der insolventen Niki-Mutter Air Berlin mitmischen.

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Berlin/Dublin/Wien – Der irische Billigflieger Ryanair will kein Angebot für die insolvente Niki-Mutter Air Berlin abgeben. Denn das Verfahren sei ein "abgekartetes Spiel", sagte Konzernchef Michael O'Leary am Mittwoch.

O'Leary wiederholte seine Vorwürfe, dass die Lufthansa bevorzugt werde und durch ein "offensichtliches Komplott" von deutscher Regierung, Lufthansa und Air Berlin gegen die Wettbewerbsregeln in Deutschland und der EU verstoßen werde. Wäre es ein transparentes Verfahren, würde Ryanair ein Angebot abgeben. "Wir mischen uns nicht in dieses Verfahren ein, weil es ein abgekartetes Spiel ist."

"Künstlich erzeugte Insolvenz"

Ryanair habe am Mittwoch das deutsche Bundeskartellamt und die EU-Wettbewerbsbehörde aufgefordert, diese "künstlich erzeugte Insolvenz" zu untersuchen, gab O'Leary bekannt. Der Zeitpunkt der Insolvenz Mitte August sei gewählt worden, um vor der deutschen Bundestagswahl Druck auf die Politik auszuüben.

Air Berlin will bis 15. September Angebote von Investoren einsammeln. Aus dem Umfeld des Konzerns hieß es: "Ryanair gehört nicht zum Kreis der Interessenten für Air Berlin. Die haben sich auch noch nicht gemeldet." O'Leary sagte, er habe keinen Kontakt zu Air Berlin, dem Sachwalter oder der deutschen Regierung.

Ferienflieger soll Interesse haben

Die deutsche Ferienfluggesellschaft Condor hingegen prüft laut einem deutschen Medienbericht offenbar eine Komplettübernahme. Wie die "B.Z." schreibt, gab es vorige Woche erste Gespräche zwischen Air-Berlin-Managern, dem Insolvenzverwalter, Condor-Chef Ralf Teckentrup und dem Airline-Verantwortlichen des Mutterkonzerns Thomas Cook, Christoph Debus.

Demnach ist Condor nicht nur an der Übernahme von Jets und Crews interessiert, schreibt die Zeitung unter Hinweis auf mehrere an den Kaufverhandlungen beteiligte Personen. Es werde auch geprüft, ob Air Berlin als Ganzes gekauft werden könne. Dazu sehe sich der Konzern derzeit die Bücher der Berliner Fluggesellschaft in einem speziellen Datenraum an.

Keine kartellrechtlichen Hürden

"Das Interesse von Thomas Cook wird bei Air Berlin sehr ernst genommen", wird ein Insider zitiert. Thomas Cook selbst wollte sich nicht äußern. Mit einer Komplettübernahme durch Thomas Cook gäbe es, anders als bei einem Kauf durch Lufthansa, keine kartellrechtlichen Hürden, so die Zeitung weiter. Und auch bei den Air-Berlin-Beschäftigten könnte eine Übernahme durch Condor auf mehr Gegenliebe stoßen als ein weitgehender Verkauf an die Lufthansa, mit der die Berliner Airline jahrzehntelang ein heftiges Konkurrenzverhältnis pflegte.

Interessent springt ab

Unterdessen gibt es auch einen Konkurrenten weniger. Nach ersten Sondierungen mit Air Berlin kündigte der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl am Donnerstag an, vorerst die Geschäftsdaten des insolventen Unternehmens nicht prüfen zu wollen.

Grund sei eine Vertraulichkeitserklärung, die Air Berlin vor einem Zugang zum Datenraum verlangt habe. Dies sei mit der von ihm angestrebten Gruppenlösung nicht vereinbar, erklärte Wöhrl schriftlich.

Mit einem sogenannten Intro-Konzept wolle Wöhrl nach eigenen Angaben die Air Berlin als Ganzes erhalten, hieß es bisher. Als Zwischenvermieter sollte die Gesellschaft die Flugzeuge samt Mannschaften, Versicherungen und Wartung an andere Airlines zu marktüblichen Charterpreisen vermieten. Dazu seien Verhandlungen mit Partnern notwendig, für die man frei von Vertraulichkeitsverpflichtungen bleiben müsse.

Als größten Partner würde Wöhrl die Lufthansa bevorzugen, die aber bisher aus juristischen Gründen ein Gespräch abgelehnt habe. (APA, 30.8.2017)