Brüssel – Die Nato wird Beobachter zu dem umstrittenen Großmanöver der russischen und weißrussischen Streitkräfte schicken. Nach einer Prüfung der Einladung aus Moskau habe man entschieden, einen Experten zum Besuchertag in Russland zu entsenden, sagte Bündnissprecherin Oana Lungescu am Mittwoch. Insgesamt zwei Experten sollten zu dem Besuchertag in Weißrussland reisen.

Lungescu machte allerdings deutlich, dass die Einladung zu Besuchertagen nach Ansicht der Nato keinen Ersatz für eine offizielle Manöverbeobachtung nach den Regeln der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sein kann. "Der Transparenzverpflichtung aus dem Weg zu gehen, wirft lediglich Fragen bezüglich des Sinns und Zwecks der Übung auf", kommentierte sie.

Vorwurf: Frisierte Zahlen

Die Nato äußerte damit erneut Zweifel an den russischen Angaben zu dem Manöver mit dem Namen Sapad (Westen). Ihnen zufolge werden an der am 14. September beginnenden Übung lediglich 12.700 Soldaten teilnehmen. Die Zahl liegt damit unter der Schwelle, ab der nach OSZE-Regeln eine umfassende ausländische Beobachtung zugelassen werden muss. Diese würde zum Beispiel auch Überflüge des Übungsgebiets und Gespräche mit beteiligten Soldaten erlauben.

Am Sapad-Manöver vor vier Jahren hatten nach russischen Angaben 12.900 Soldaten teilgenommen. Westliche Militärexperten schätzen die tatsächliche Teilnehmerzahl im Anschluss allerdings auf mindestens 70.000. Vor allem Polen, Litauen, Lettland und Estland sehen die Großübung als Drohgebärde.

F-15 auf im Baltikum stationiert

Knapp zwei Wochen vor dem geplanten Manöver haben die USA nach Angaben Litauens sieben Kampfjets vom Typ F-15C Eagle in den Ostsee-Staat verlegt. Das Geschwader der US-Luftwaffe übernahm dem Verteidigungsministerium in Vilnius zufolge am Mittwoch auf der Luftwaffenbasis Siauliai die Nato-Luftraumüberwachung über Estland, Lettland und Litauen.

Üblicherweise patrouillieren nur vier Jets von Siauliai aus im Luftraum über den drei baltischen EU- und Nato-Mitgliedern – gemeinsam mit vier in Estland stationierten Kampfflugzeugen. (APA, 30.8.2017)