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Berühmt-berüchtigte Sitcom-Legende: "Eine schrecklich nette Familie" vulgo "Al Bundy".

Foto: REUTERS/Fox Network

Mainz – Wer erinnert sich noch an die ewig gleichen Lacher bei "Al Bundy"? Das Problem hinter solchen oft nervtötend repetitiven Lachspuren: Synchronisierte Fassungen von Sitcoms müssen auf die Brechstange zurückgreifen und Lachkonserven einsetzen, wo im Original echte Publikumslacher zu hören sind.

In den USA begann das "Sweetening" von TV-Komödien bereits in den 50ern – mal war das Gelächter echt, mal nicht. Lachkonserven kamen aber ab den 80ern aus der Mode, lieber wurde nun (wieder) vor einem Live-Publikum gedreht oder die Folge vorab einem Studiopublikum vorgespielt. So konnten dessen authentischer klingende Reaktionen eingefangen und dann mit der Folge als Gesamtpaket ausgestrahlt werden. Einem deutschsprachigen Publikum bleibt in solchen Fällen nur die Hoffnung, dass sich der für die Übersetzung zuständige Sender eine einigermaßen organisch klingende Konserve geleistet hat.

Es wirkt!

Aber selbst Lachen aus der Konserve hat den mitreißenden Effekt, den man sich vom Sweetening ursprünglich versprach. Psychologen der Universität Mainz attestieren den oft geschmähten Lachspuren nach einer Reihe von Experimenten nun, dass sie einen größeren Einfluss haben als zumeist angenommen.

Gelächter führt demnach dazu, dass eine Handlung als lustiger bewertet wird – unabhängig davon, ob es von echtem Publikum oder von einer Tonspur kommt. "Sozialer Druck kann unsere Wahrnehmung massiv beeinflussen", erklärte Andreas Baranowski vom Psychologischen Institut der Uni Mainz das Ergebnis. "Das gilt vor allem für Situationen, die nicht ganz eindeutig sind. Hier sind wir sehr sensibel bezüglich der emotionalen Reaktion anderer."

Spaß und Schrecken

Die Forscher untersuchten anhand von zwei Gefühlslagen, inwieweit sich das Publikum von virtuellen Anderen mitreißen lässt. 110 Probanden sahen sich in einem zum Kino ausgebauten Labor am Psychologischen Institut Szenen sowohl lustiger als auch furchterregender Filme an, etwa "... und dann kam Polly" oder "Der Exorzismus von Emily Rose". Dem wurden zur jeweiligen Handlung passend entweder künstliches und echtes Gelächter oder Angstschreie hinzugefügt. Außerdem bekamen die Studienteilnehmer auch neutrale Szenen zu sehen.

Das Ergebnis: Während bei lustigen Filmen sowohl echtes als auch künstliches Lachen ansteckend war, sollten Angstschreie schon authentisch sein, um einen Film beängstigender wirken zu lassen. "Schreie funktionieren nur, wenn sie ein echter Ausdruck von Angst sind", sagt Baranowski. Lachen sei ein Zeichen von Bindung zu anderen Menschen – Angst hingegen ein Zeichen von Warnung, weshalb die Angstreaktion auch spezifischer ausfalle. (red, APA 1. 9. 2017)