Kiew – Der ukrainische Geheimdienst SBU hat erneut die Abschiebung einer russischen Journalistin wegen "antiukrainischer Propaganda" angekündigt. Die Mitarbeiterin des halbstaatlichen russischen Fernsehsenders Erster Kanal könnte wie bereits in ähnlichen Fällen an der russischen Grenze ausgesetzt werden, berichteten Medien am Mittwoch.

"So wird es mit jedem geschehen, der es sich erlaubt, die Ukraine in Verruf zu bringen", sagte eine SBU-Sprecherin. Zuvor hatte der russische Sender von einer Entführung in Kiew berichtet. Die russische Botschaft in Kiew forderte eine Aufklärung des Falls und die Freilassung der Journalistin.

Vorwurf "antiukrainischer Propaganda"

Die 29-Jährige stand seit Samstag auf der indirekt vom Innenministerium betriebenen öffentlichen Feindliste "Myrotworez" (Friedensstifter). Ihr wurde "antiukrainische Propaganda" in einem Beitrag zum Unabhängigkeitstag vorgeworfen. Sie hatte unter anderem die schlechte ökonomische Lage und die Teilnahme von NATO-Soldaten an der Militärparade betont.

Zuletzt war vor knapp zwei Wochen eine Reporterin des russischen Fernsehens ausgewiesen worden. Zudem hatte der SBU vor kurzem zwei spanischen Journalisten wegen "antiukrainischer Tätigkeit" die Einreise verweigert. Sie hatten 2014 aus der Ostukraine berichtet.

Kiew sieht sich seit der russischen Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim und dem anschließenden Konflikt im Donbass im Krieg mit Moskau. Fernsehsender aus Russland wurden verboten. Aus dem Nachbarstaat importierte Bücher unterliegen einer Vorzensur. Russische Internetdienste wurden auf eine Verbotsliste gesetzt. (APA, 30.8.2017)