Ein Exemplar der Pfeilgiftfroschart Allobates femoralis mit Kaulquappen auf dem Rücken und "Ortungs-Unterhose".

Foto: Andrius Pašukonis

Künstlich angelegte Wasserstelle mit Frosch.

Foto: Andrius Pašukonis

Wien – Pfeilgiftfrösche sind fürsorgliche Amphibien: Sie legen ihre Eier an Land ab und transportieren nach dem Schlüpfen die Kaulquappen am Rücken zu Wasserstellen. Wiener Forscher wiesen bereits in früheren Studien das erstaunliche Gedächtnis der Tiere für günstige Brutplätze nach. Wie gut ihre Orientierung ist, zeigten die Wissenschafter nun mit Sendern, die den Fröschen in einer Art Unterhose umgeschnallt wurden: Sie tragen die Brut auf direktem Weg zum Wasser.

Hierzulande haben es Frösche und Kröten relativ einfach, finden sie doch die für die Fortpflanzung notwendigen Tümpeln und Seen jedes Jahr an denselben Stellen vor. Der Regenwald ist ein deutlich komplexerer Lebensraum, wo sich die Bedingungen stark verändern und gute Brutplätze eher unzuverlässig anzutreffen sind.

Ohne Umwege

Bereits im Vorjahr zeigten Wiener Biologen, dass sich die zwei Zentimeter großen Frösche bis zu sechs unterschiedliche Wasserstellen merken. Die Biologin Kristina Beck von der Universität Wien hat nun mit Kollegen in Französisch-Guyana Froschmännchen der Pfeilgiftfroschart Allobates femoralis eine Art Unterhose umgeschnallt, die die Ortung durch Radiowellen ermöglichte. So ließ sich der genaue Weg der Tiere zu den bis zu 200 Meter weit entfernten und verstreuten Wasserstellen mitverfolgen.

Die Senderdaten zeigten, dass sich alle Frösche auf sehr direktem Weg zu den Wasserstellen und wieder zurück zu ihren Territorien bewegten und die Umgebung dabei nicht erkundeten, etwa um neue Brutplätze zu suchen. Selbst wenn bekannte Wasserstellen entfernt wurden, änderten die Tiere ihr Verhalten nicht, berichteten die Forscher im Fachjournal "PeerJ".

Unklar, woher das Wissen kommt

"Wir haben sogar Frösche beobachtet, die wiederholt zur selben Stelle liefen, an der sich zuvor ein Pool befunden hatte", so Beck, die mittlerweile am Max Planck Institut für Ornithologie in Deutschland tätig ist. Die Frösche scheinen also ihre Information über verfügbare Brutplätze nicht zu aktualisieren.

Die Forscher vermuten, dass die Suche nach neuen Wasserstellen während der Brutsaison zu aufwendig für die Männchen ist. Schließlich könnten sie dadurch ihr Territorium verlieren oder die Chance auf eine zusätzliche Paarung verpassen. Unklar ist weiterhin, wann und wie die Frösche Information über geeignete Wasserstellen sammeln. (APA, red, 31.8.2017)