Leipzig – Hepatitis B zählt weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts leiden etwa 240 Millionen Menschen an einer chronischen HBV-Infektion. In vielen Fällen ist eine medikamentöse Therapie mittlerweile erfolgreich: Die Virusvermehrung wird so meist komplett unterdrückt, das Risiko für eine Leberzirrhose und Leberkrebs deutlich gesenkt.

"Allerdings brauchen die Patienten eine Dauertherapie und müssen lebenslang Medikamente einnehmen. Bislang traut sich niemand so recht, die Tabletten nach Jahren der Einnahme abzusetzen, weil man Reaktivierungen der Erkrankung fürchtet", sagt Thomas Berg, Professor für Innere Medizin an der Universität Leipzig und Leiter der Sektion Hepatologie am Uniklinikum Leipzig.

Er und sein Forscherteam haben diesen Schritt nun in einer Pilotstudie gewagt: Sie setzten die Hepatitis B-Medikamente bei Patienten ab, die mindestens vier Jahre in Therapie waren und nicht an einer fortgeschrittenen Erkrankung litten. Die Probanden wurden engmaschig über einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht. "Die Fallzahl unserer Studie war zwar nur klein, dennoch konnten wir zeigen, dass die Hälfte der Patienten auch ohne Therapie so stabil waren, dass sie keine erneute Behandlung benötigten. Rund 20 Prozent der Patienten hatten nach den zwei Jahren die chronische Krankheit sogar ausgeheilt", fasst Berg die Hauptergebnisse der Studie zusammen.

Körper schafft es alleine

In der parallel laufenden Kontrollgruppe, die die Hepatitis B-Medikamente unverändert weiter eingenommen hatte, verlor niemand die Viren dauerhaft."Wir konnten zeigen, dass ein Absetzen der mehrjährigen Hepatitis B-Therapie bei vielen Patienten zu einer vorübergehenden Reaktivierung der Hepatitis führen kann. Das Immunsystem reagiert darauf und behandelt wahrscheinlich die Reaktivierung wie eine Neuinfektion", erklärt der Experte.

Das legt den Schluss nahe, dass der menschliche Organismus den Erreger allein bekämpft und letztendlich auch kontrollieren kann. Die Forscher betonen aber die Notwendigkeit weiterer Studien, in denen genauer definiert wird, welche Patientengruppen für diese Form der Therapie in Frage kommen. (red, 31.8.2017)