Ein verstörendes Pressebild zeigt dieser Tage Kim Jong-un, den Potentaten Nordkoreas. Der kräftige junge Mann sitzt unter freiem Himmel auf einer Betonpiste. Kim, der gerne seidene Maßanzüge trägt und sich von seinen häufig unterernährten Landsleuten als "Oberster Führer" anreden lässt, betrachtet wohlgefällig, wie sich eine Rakete mit flammendem Schweif gen Nippon erhebt.

Unter den Fachkräften, die das Wähnen Kim Jong-uns uns Zentraleuropäern zu erklären versuchen, finden sich üblicherweise viele Dampfplauderer und Kaffeesudleser. Hingegen bedurfte es des Auftritts von Gerhard Mangott in der ZiB 2, um Licht ins fernöstliche Dunkel zu bringen. Um es kurz zu machen: Die Analyse des in Innsbruck lehrenden Wissenschafters war ein bestechendes Beispiel für beredte Klugheit.

ORF

Betrachtung von Kim Jon-uns Beweggründen

Mangott war sich nicht zu gut dafür, einer gerne vernachlässigten Grundregel der politischen Analytik Geltung zu verschaffen. Sie lautet: Wer primär handelt, um seine Mitwelt zu überraschen, muss darum noch kein ganzer Trottel sein. Der Politologe kümmerte sich daher nicht so sehr um Donald Trumps Fernost-Gezwitscher, sondern würdigte Kim Jong-uns Beweggründe einer ebenso eingehenden wie tiefschürfenden Betrachtung.

Mangott machte aus dem massigen Gewaltherrscher keine Friedenstaube. Aber er ließ durchblicken, dass Trumps ursprünglicher Plan, mit Kim auf einen Hamburger zu gehen, nicht nur ernährungstechnisch Fragen aufwirft. Die Darlegungen des Politologen stimmten nicht unbedingt froh oder optimistisch. Aber Mangott löste die Rhetorik von Feuer und Zorn überzeugend in Luft auf. Armin Wolf fiel ihm dabei nicht einmal ins Wort. (Ronald Pohl, 31.8.2017)