Der Messias ist heimgekehrt, um zu den Seinen zu sprechen. Diesen Eindruck hatte man in der Kulmbacher Stadthalle beim ersten von sieben Wahlkampfauftritten von Karl-Theodor zu Guttenberg. Vom einfachen Fan bis zu den örtlichen Honoratioren waren alle von einer Begeisterung erfasst, die Ministerpräsident Horst Seehofer gut gefallen haben und Bayerns Finanzminister Markus Söder neidisch machen dürfte.

"KT" hat es auch gut drauf. Er kann Stammtisch, was in Bayern natürlich besonders wichtig ist. Und er kann auch Weltpolitik, zumal er seit sechs Jahren in den USA lebt und sich dort um die transatlantischen Beziehungen kümmert. Das ist eine Mischung, die auch in der CSU gefragt ist.

Doch bei aller Begeisterung – man kann nachvollziehen, warum beide Seiten noch zögern und ein Comeback Guttenbergs nicht offiziell bestätigen. Guttenberg selbst hat kein Mandat mehr, er wäre vom Goodwill Seehofers abhängig, was eine riskante Sache ist. Die Gunst Seehofers kann schnell wechseln, dann fiele Guttenberg wieder tief.

Aber auch Seehofer ginge aus jetziger Sicht ein Risiko ein. Es ist klar, dass Guttenberg in seiner Heimat gut ankommt, dass dort seine treuesten Fans leben. Aber ob er als Franke mit Vergangenheit auch in Niederbayern oder Oberbayern Furore macht, wird man erst sehen. Und dann ist ja noch die Berliner Frage offen. Dort nämlich kann man sich an die Arroganz des Exministers noch gut erinnern. (Birgit Baumann, 31.8.2017)