Die wichtigste Reform von Emmanuel Macron liegt endlich vor. Sie lockert das Kündigungsrecht und die Branchenabkommen. Das soll der Wirtschaft Sauerstoff geben und indirekt Jobs schaffen. Der Ansatz ist richtig: Frankreich muss wettbewerbsfähiger werden, um sein Krebsübel, die Massenarbeitslosigkeit, zu bekämpfen und den Wirtschaftsmotor wieder anzuwerfen. Insofern ist die Reform auch eine gute Nachricht für ganz Europa.

Nach jetzigem Stand der Dinge dürfte Macron seine Reform gegen den Widerstand der Straße durchbringen. Die Opposition ist gepalten; von den Großgewerkschaften ruft nur die militante CGT, von den Parteien nur der Linke Jean-Luc Mélenchon zu – getrennten – Protesten im September auf. Doch der Staatspräsident ist in den Umfragen selber geschwächt. Der Kampf ist noch nicht gewonnen.

Gewiss wird das französische Arbeitsrecht flexibler – doch wird das den Arbeitnehmern nutzen? Wenn das Kündigen einfacher wird, muss auch die Aus- und Fortbildung verbessert werden, damit gerade minderqualifizierte Jobsuchende nicht aus dem Arbeitsmarkt fallen. Frankreich will und muss namentlich die Berufslehre ausbauen. Macron verspricht das seit langem. Die Umsetzung wird aber schwierig in einem Land, in dem die Berufslehre, ja, Arbeiten generell als minderwertig gilt. Erst wenn sich das ändert, ist die am Donnerstag präsentierte Arbeitsmarktreform vollständig, abgeschlossen – und gerecht. (Stefan Brändle, 31.8.2017)