Marko Arnautovic ist die Entschlossenheit anzusehen. In bisher 62 Länderspielen hat er 15 Tore erzielt.

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Wien – Es ist eine liebgewordene Tradition im österreichischen Fußballbund, dass während der Vorbereitung auf eine Länderspiel Marko Arnautovic der Meute vorgesetzt wird. Im Juni musste der Programmpunkt gestrichen werden, Arnautovic versäumte aufgrund einer Sperre das 1:1 in Irland. Der Boulevard lechzt nach Sagern, der 28-Jährige hält diesem Druck seit Jahren stand. Weil er ihm ziemlich wurscht ist. Also sagte er am Donnerstag: "Ich habe die Tage schon gezählt bis zum Auftritt. Spaß. Ich konzentriere mich nur auf den Fußball und nicht darauf, was die Leute sagen, schreiben, meinen."

Seit dem letzten Beisammensein hat sich in seinem Leben Wesentliches geändert, er ist von Stoke City zu West Ham United gewechselt. Um 29 Millionen Euro, somit wurde Arnautovic zum teuersten österreichischen Kicker aller Zeiten. Wobei die Zeiten ein wenig krank sind. Er war Teil des Transferwahnsinns mit schwer nachvollziehbaren Summen. Arnautovic sieht es pragmatisch: "Es ist sicher etwas Schönes, dies zur erreichen. Das ist eine Wertschätzung nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie. Durch sie bin ich dort, wo ich bin."

Falsche Stellung

Der Start mit West Ham geriet holprig, 0:4 bei Manchester United, im zweiten Spiel wurde Arnautovic ausgeschlossen, was er sehr bedauert. Bei der Attacke an Southampton-Profi Jack Stephens sei auch Pech dabei gewesen. "Er war ein bisschen zu weit unten mit dem Körper. Steht er aufrecht, erwische ich ihn nicht dort, wo ich ihn erwischt habe." Da Stephens irgendwie krumm stand, landete der Ellbogen von Arnautovic an der Halsschlagader, was mit einer Sperre für drei Partien geahndet wurde. "Ich komme mit der Situation klar." Mit zusätzlichem Druck – schließlich sei er sauteuer gewesen – habe das Foul nichts zu tun gehabt.

Dass er nach den Transfer Kritik aus dem Umfeld von Stoke einstecken musste und immer noch muss, sei keine Belastung: "Ich bin längst weg und man redet immer noch von mir. Das heißt, es tut ihnen weh, dass ich gegangen bin." Man dürfe im Fußballgeschäft nicht übersensibel reagieren. "Hasser und Neider haben auch die Besten der Besten. Viele verstehen auch nicht, dass Neymar von Barcelona nach Paris gegangen ist. Das ist seine Sache."

Arnautovics Sache ist das WM-Qualifikationspiel am Samstag in Cardiff gegen Wales. Jenes am 5. September in Wien gegen Georgien ist noch sekundär bis tertiär. Spezi David Alaba verspricht ich von der Rückkehr "sehr viel. Marko ist überragend, er kann ein Spiel alleine entscheiden." Alaba ist Arnautovic den Transferrekord nicht neidig, sollte der 25-Jährige einmal die Bayern verlassen, könnte er ihn ja brechen. Dieser Gedanke hat freilich keinen Platz im Hirn, sich Selbiges über "die krassen Summen" zu zerbrechen, mache wenig Sinn.

Hohe Latte

Dass er zuletzt im Fokus der Kritik stand, sei kein Drama. "Ich selbst lege mir die Latte ja auch immer höher." Es ist eine weitere Tradition, über Alabas Rolle im Nationalteam zu streiten. Teamchef Marcel Koller setzt ihn beharrlich im Mittelfield ein, bei den Bayern spielt er links in der Abwehr. "Ich versuche, der Mannschaft zu helfen."

Arnautovic lehnt das Geplänkel im Vorfeld ab. Beim 2:2 in Wien hat er beide Tore erzielt, "wir waren dominanter als Wales." Dass Österreich nach sechs Runden erst bei acht Zählern hält (Wales auch), müsse man nicht thematisieren. "Wir haben Qualität. Wir werden 95 Minuten lang Fußballspielen, 100 Prozent geben, jeder wird für den anderen bis zum Umfallen kämpfen. Die Waliser denken genauso." Am Donnerstag wurde die intensive Vorbereitung abgeschlossen, Koller ließ nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit üben, also konnten keine Erkenntnisse über Aufstellung und System gewonnen werden. Die Diskussion, ob mit Dreier- oder Viererkette agiert wird, darf, muss nicht geführt werden.

Arnautovic wird sein 63. Länderspiel bestreiten, Alaba sein 58. Am Freitag wird nach Cardiff geflogen, um 19.30 Uhr findet im City Stadium das Abschlusstraining statt. Gekickt wird am Samstag ab 20.45 Uhr. Arnautovic: "Reden wir danach weiter." (Christian Hackl, 31.8.2017)