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Noch immer werden, so wie hier in Rose City, Menschen in Sicherheit gebracht.

Foto: REUTERS/Jonathan Bachman

Washington – Nach den schweren Verwüstungen durch Sturm Harvey im Süden der USA könnte die Regierung von Präsident Trump nach einem Medienbericht knapp sechs Milliarden Dollar (fünf Milliarden Euro) an Hilfsgeldern freigeben. Wie die "Washington Post" am Donnerstagabend (Ortszeit) meldete, seien das Weiße Haus und der Kongress darüber im Gespräch. Präsident Donald Trump könnte demnach schon am Freitag einen solchen Antrag stellen. Er selbst will laut einem Bericht eine Million Dollar aus seinem Privatvermögen zuschießen.

Konkret solle der ausgeschöpfte Katastrophenhilfefonds der Katastrophenschutzbehörde Fema 5,5 Milliarden erhalten, weitere 450 Millionen könnte die für Kleinunternehmen zuständige Behörde SBA für Notfallkredite erhalten. Trump hatte den Opfern in Texas rasche Hilfe versprochen. Die sechs Milliarden wären nach dem Bericht nur ein erster Teil eines großen Hilfspaketes aus Washington.

ORF-Reporter Ernst Kernmayer berichtet in der ZiB24 über die aktuelle Lage in Houston und die schweren Überschwemmungen, die Sturm "Harvey" verursacht hat.
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Harvey könnte nach ersten Schätzungen zur teuersten Naturkatastrophe in der Geschichte der USA werden. Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, hatte bereits am Mittwoch erklärt, er erwarte alleine Kosten für die Nothilfe der Bundesregierung von weit mehr als 100 Milliarden Dollar.

Dramatische Szenen

Auch knapp eine Woche nach Beginn der Überschwemmungskatastrophe von Texas sind die Einsatzkräfte weiter mit dramatischen Szenen konfrontiert. Am Donnerstag halfen Militärhubschrauber bei der Evakuierung eines Krankenhauses in der überfluteten Stadt Beaumont. Sorge lösten auch Explosionen in einer Chemiefabrik aus. US-Vizepräsident Mike Pence versprach bei einem Besuch in der Unglücksregion langfristige Hilfe beim Wiederaufbau. Präsident Trump will eine Million Dollar aus seinem Privatvermögen spenden.

Die Leitung des Krankenhauses in Beaumont erklärte, wegen des Zusammenbruchs der Wasserversorgung in der Stadt müsse die Einrichtung evakuiert werden. Mit Black-Hawk-Hubschraubern der Armee und Rettungshubschraubern wurden zunächst Patienten der Intensivstation abtransportiert. Mehrere Patienten waren angesichts des ansteigenden Wassers bereits auf das Dach des Krankenhauses geflohen und wurden nach Angaben einer Sprecherin ebenfalls von den Hubschraubern gerettet.

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Zunächst wurden Patienten der Intensivstation aus dem Baptist Beaumont Hospital abtransportiert.
Foto: AP / Jay Janner

Insgesamt waren tausende Helfer weiter mit der Bergung von Menschen beschäftigt, darunter in der Stadt Orange an der Grenze zu Louisiana. Dort galt eine Evakuierungsanordnung, der manche Bewohner jedoch nicht Folge leisteten. "Wir dachten, es wäre okay, aber wir haben uns geirrt", sagte Lonnie Givens, der schließlich mit seiner Frau Missy in einem überschwemmten Haus ohne Strom zurückblieb. Das Ehepaar brachte sich auf seinem Pickup-Wagen in Sicherheit.

Polizisten und Feuerwehrleute gingen in den Überschwemmungsgebieten von Texas und Louisiana von Tür zu Tür, um nachzusehen, ob Bewohner vergessen wurden.

Polizisten in Motorbooten suchten nach Bewohnern.
Foto: imago/ZUMA Press/John Glaser

Vielerorts mussten Menschen tagelang ohne Vorräte in oder auf ihren Häusern ausharren. Die Rettungskräfte rechneten damit, weitere Todesopfer zu finden. Bis zum Donnerstag wurden mindestens 38 Tote im Zusammenhang mit "Harvey" gezählt.

"Wir sind noch immer im Antwortmodus, und das bedeutet Lebensrettung", sagte der Nationale Sicherheitsberater Tom Bossert in Washington. "Es gibt noch immer Menschen, die hüfthoch im Wasser stehen." Nach Schätzungen dürften rund 100.000 Haushalte von "Harvey" betroffen sein, sagte Bossert. Viele von ihnen seien gar nicht oder unzureichend versichert.

Trump besucht Katastrophenregion erneut

Trump will laut seiner Sprecherin Sarah Sanders eine Million Dollar (850.000 Euro) aus seinem Privatvermögen für Hilfen nach dem Sturm "Harvey" spenden. Der Präsident wolle den Menschen in den schwer getroffenen Bundesstaaten Texas und Louisiana helfen. Am Samstag will Trump die Katastrophenregion zum zweiten Mal besuchen.

Das Weiße Haus kündigte zudem an, den Kongress um einen Notfallfonds für den Wiederaufbau in den beiden Bundesstaaten zu bitten. Die wirtschaftlichen Schäden in der wichtigen Industrieregion um Houston dürften eine dreistellige Milliardensumme erreichen.

Vizepräsident Pence traf Betroffene

Vizepräsident Pence traf am Donnerstag Betroffene in der texanischen Stadt Rockport, die schwer zerstört wurde, als Hurrikan "Harvey" am Freitag auf Land getroffen war. "Wir stehen Ihnen bei, bis wir Südost-Texas größer gemacht haben als es jemals war", sagte er.

Während in ländlichen Gebieten von Texas und an der Golfküste die Lage weiter angespannt war, ging das Hochwasser in Houston und anderen Orten zurück und brachte Chaos und Zerstörung zum Vorschein. Bewohner begannen mit den Aufräumarbeiten.

Angst lösten Explosionen in einer überschwemmten Chemiefabrik in Crosby bei Houston aus. Die Behörden machten widersprüchliche Angaben zur Gefährlichkeit des aufsteigenden Qualms. Während die US-Katastrophenschutzbehörde Fema den Qualm als "unglaublich gefährlich" einstufte, erklärte die Umweltbehörde EPA, es gebe keine Anzeichen für ein gefährliches Ausmaß an freigesetzten giftigen Stoffen.

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Angst lösten Explosionen in einer überschwemmten Chemiefabrik in Crosby bei Houston aus.
Foto: Reuters/Adrees Latif

In der Anlage wurden organische Peroxide hergestellt. Diese kommen unter anderem bei der Plastikherstellung oder in der Pharmaindustrie zum Einsatz. Laut der französischen Betreiberfirma Arkema kann der ausgetretene Rauch Augen-, Haut- und Atemwegsreizungen verursachen.

Trotz des schwelenden Konflikts zwischen Caracas und Washington erklärte die venezolanische Regierung, den Hurrikan-Opfern in den USA helfen zu wollen. Venezuela werde bis zu fünf Millionen US-Dollar (etwa 4,2 Millionen Euro) für betroffene Familien in Houston und Corpus Christi bereitstellen, kündigte Außenminister Jorge Arreaza am Mittwoch an. Auch Mexiko hatte dem Nachbarland trotz des Streits um die von US-Präsident Donald Trump geplante Grenzmauer und die konfliktreiche Nachverhandlung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta Unterstützung angeboten. (red, APA, 1.9.2017)