Wien – Nur damit Sie sich nicht schrecken: Der Kia Picanto fängt schon bei haarscharf unter 10.000 Euro an. Um 15.990 Euro, die man für unseren Testwagen hinlegen muss, bekommt man schon die Edelversion des kleinsten Koreaners – GT line heißt die Ausstattung, und GT steht ganz bestimmt für Gran Turismo, also die große Fahrt, die lange Reise, ordentlich Komfort und ausreichend Platz, um kommod reisen zu können.

Foto: Guido Gluschitsch

Das passt jetzt auf den ersten Blick so gar nicht zum Picanto. Der hat jetzt zwar einen ums Kennen größeren Radstand, aber mit seinen zwei Metern vierzig ist er schon näher am Smart dran als am langen Siebener. Und wir alle wissen, mit welchem von beiden wir in der Stadt einen Parkplatz suchen wollen, mit wem 1.000 Kilometer am Stück fahren.

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Aber der kleine Picanto schlägt sich auch auf der Autobahn wacker. Ja, er ist natürlich nicht der Leiseste bei 130 km/h plus Standardabweichung, aber tänzelt nicht jeder Spurrille nach und kommt nicht ins Trudeln, wenn ihn ein blader SUV überholt oder eine leichte Brise weht – und das bei einem Leergewicht von nur 920 Kilogramm.

Unfaire Vergleiche

"Nur! Dass ich nicht lache", könnte da einer sagen, der schon 1976 den ersten Fiesta fuhr. Der seinerzeitige Nachzügler im Segment der Kleinwagen war fast gleich lang, wie es der aktuelle Picanto ist, wog aber leer, selbst mit dem großen Motor und Autoradio, keine 800 Kilogramm. Der erste Polo, 1975, weil wir den gerade hatten, war kürzer und brachte gerade einmal 700 Kilogramm auf die Waage.

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So einfach können wir es uns aber nicht machen. Denn zum einen gab es sowohl den Fiesta als auch den Polo nur als Dreitürer, einen solchen gibt es vom Picanto gar nicht mehr. Und wenn wir erst einmal ins Auto schauen, saßen wir in den 1970er-Jahren in einer nackerten Blechkiste – ja, klar hatte das auch seinen Charme –, aber deutlich komfortabler ist es doch heute. Beim Thema Sicherheit reden wir gar nicht lange herum, sagen Airbag, autonomes Bremssystem – das muss reichen.

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Elektrische Fensterheber, Klimaanlage, Lenkrad- und Sitzheizung, Mittelarmlehne, Lichtsensor, Parksensoren hinten und Tempomat. Die Dinger bestehen ja nicht aus Helium, sind aber in der GT line des Picanto serienmäßig verbaut. Jetzt wissen wir auch, wie der Preis von fast 16.000 Euro zusammenkommt.

Extras

Das Glasschiebedach (500 Euro) und das 7-Zoll-Navi-Infotainment-Tascherl kosten extra. Bei Letzterem sind im Technikpaket um 1.300 Euro aber auch gleich das schlüssellose Starten, die Rückfahrkamera, die Smartphone-Spiegelung und das Karten-Update für sieben Jahre dabei.

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Damit ist man denn endgültig für die lange Reise gerüstet. Und wenn die nicht nur über die Autobahn führt, dann hält man sich auch automatisch fit, denn eines der wenigen Mankos des Picanto sind die Schaltwege, die unsereinem als Sonntagsspaziergang reichen würden.

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Beim Verbrauch kamen wir an den Normverbrauch nicht heran, die 6,1 Liter sind aber auch dem drehfreudigen Motor geschuldet, den man gerne einmal zeigen lässt, dass da noch was kommt bei 5.000 Revs. Und wenn er so sportlich ausschaut, dann muss er auch ein wenig herhalten. Obwohl, Rennwagen ist er mit seinen 84 PS natürlich keiner – lustig zu fahren aber sehr wohl. (Guido Gluschitsch, 7.9.2017)

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