Was wurde eigentlich aus der "Mittelmeerroute"? Sie ist geschlossen. Weitgehend. Die Zahl der Bootsflüchtlinge aus Libyen hat sich drastisch verringert.

Wie das? Erstens: Die libysche Küstenwache hat die Hoheitsgewässer einseitig ausgedehnt und gedroht, Hilfsschiffe von NGOs, die Boote aufnehmen, unter Feuer zu nehmen. Daraufhin und wegen der Drohung der italienischen Regierung, verschiedene NGOs anzuklagen, zogen sich deren Schiffe großteils zurück.

Zweitens: Die libysche Küstenwache hat damit begonnen, mehr und mehr Migranten vom Meer wieder nach Libyen zurückzubringen.

Drittens: Schlepperbanden und lokale Milizen haben plötzlich aufgehört, Migranten in Boote zu setzen und weiterzutransportieren. Viertens: Zwischen alledem besteht offenbar eine unsichtbare Verbindung. Die Küstenwache ist von Schleppern und Milizen durchsetzt; manche Milizen, die bisher im Migrantentransport tätig waren, haben damit aufgehört. Irgendwer (Italien? die EU?) hat ihnen allen offenbar Geld gegeben, damit sie die Leute zurückhalten oder zurückbringen. Das ist das Modell, wie es beim EU-Türkei-Abkommen und beim weniger bekannten Spanien-Westafrika-Abkommen funktioniert: Die lokalen Machthaber werden bestochen, damit sie die Migranten an ihren Küsten nicht weglassen. Was mit denen dann passiert, ist eine andere Sache. (Hans Rauscher, 1.9.2017)