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Die Trump-Regierung startete Ende Juni einen Newsletter.

Foto: REUTERS/KEVIN LAMARQUE

Die Trump-Regierung startete im Juni, medial relativ unbemerkt, einen Newsletter: "West Wing Reads". Mehrmals pro Woche werden die nach eigener Behauptung "besten Geschichten", die der West Wing (jener Flügel des Weißen Hauses, in dem die offiziellen Büros des US-Präsidenten verortet sind) liest, gesammelt und an Abonnenten versendet. Allerdings sind die zitierten Medien der Feinde der Fake-News oft dubiose Quellen, die selbst fragwürdige Berichterstattung liefern. DER STANDARD hat mithilfe des Fact-Checking-Projekts "Media Bias / Fact Check" die von "West Wing Reads" empfohlenen Quellen – insgesamt sind das seit dem Launch im Juni bis Ende August 270 Mediennennungen – analysiert.

Präsident: Trump – Erzfeind: die Medien

Kaum ein Präsident der Vereinigten Staaten hatte eine so turbulente Beziehung zu den Medien, wie es bei Donald Trump der Fall ist. Er prägte den Begriff der "Fake-News", der sich zu einem Kampfbegriff entwickelt hat, der auch in der österreichischen Politik genutzt wurde und wird.

CNN

Als Fake-News gelten absichtlich verbreitete Falschmeldungen, zumeist mit einem politischen Ziel. Für Trump also negative Berichterstattung über ihn, die in seinen Augen unverdient ist. Auf seinem Twitter-Account zeichnet er oftmals Medien, mit denen er sich auf Kriegsfuß befindet, als die größten Feinde seiner Regierung, und kolportiert ihre Nachrichten als linke Propaganda (was für Trumps größte Gegner teilweise positive Effekte hat):

Doch wie schlagen sich die von "West Wing Reads", dem Newsletter aus Trumps eigenem Hause, empfohlenen Medien, wenn sie selbst hinsichtlich Fake-News betrachtet werden?

"West Wing Reads" in der Analyse

Bei einer Analyse der verlinkten Quellen von "West Wing Reads" mithilfe der Fact-Checking-Plattform "Media Bias / Fact Check" (Infos dazu siehe unten), bei der alle Newsletter-Ausgaben seit dem Launch im Juni bis Ende August erhoben wurden, zeigte sich: Die Trump-Regierung instrumentalisiert überwiegend rechte bis rechtsextreme Quellen. Viele der genannten Plattformen arbeiten mit überspitzter Sprache und grenzen an Propaganda, teilweise werden Medien zitiert, die selbst Fake-News verbreiten.

Politische Tendenzen in beide Richtungen

Während der größte Teil der genannten Medien als politisch rechts der Mitte eingestuft wird, finden sich auch viele Nennungen von Quellen, die "Media Bias / Fact Check" als links der Mitte klassifiziert. Das liegt zu einem großen Teil an Nennungen der Washingtoner Publikation "The Hill" (18 Nennungen), die sich stark auf Berichterstattung über den US-Präsidenten und den Kongress fokussiert.

Es ist nicht überraschend, dass eine republikanische Regierung eher Berichte konservativer Medien teilt. Allerdings ist auffällig, dass öfter Medien, die als links der Mitte eingeschätzt werden, genannt werden, als jene, die als unvoreingenommen gelten. Das liegt hauptsächlich an den Nennungen von "The Hill", allerdings aber ist auch auffällig, dass vielen der genannten Medien von "Media Bias / Fact Check" eine teilweise emotionalisierende Sprache vorgeworfen wird.

Zusammen mit der Tatsache, dass die wenigsten Medien als objektiv eingeschätzt werden, führt das womöglich dazu, dass die Trump-Regierung scheinbar präferiert, das Bild von Trump durch positive Berichterstattung linker Medien zu verbessern.

Dubiose Quellen wie "Breitbart" und "Daily Caller"

"Media Bias / Fact Check" analysiert Medien in Hinsicht auf ihre Glaubwürdigkeit. Laut der Daten des Projekts würden knapp ein Drittel der genannten Quellen gemischte faktische Berichterstattung bieten. Die Regierung eines Präsidenten, der sich regelmäßig medial über Fake-News beschwert, empfiehlt also selbst Medien, die teilweise fragwürdigen Content liefern.

Nicht jede dieser Quellen wird explizit kritisch gesehen. So würde beispielsweise "The Hill" voreilig berichten und müsse deswegen Artikel später umschreiben, weswegen das Medium die kritische Bewertung erhalten habe. Allerdings würden andere Medien wie etwa "Washington Free Beacon", "Breitbart" und "Daily Caller" regelmäßig Fake-News und Verschwörungstheorien veröffentlichen. Medien wie "CNS News" würden zudem eine fragwürdige Sprache verwenden. So sollen Afroamerikaner in einem Artikel als "thugs" (Schläger, Gangster) bezeichnet worden sein.

Quellen mit rechten Tendenzen

Auffällig ist, dass die meisten Quellen, deren Berichterstattung als faktisch fragwürdig einzustufen ist, politische Agenden verfolgen, die (laut "Media Bias / Fact Check") rechts oder rechts der Mitte zu verorten sind. Die einzigen Medien, die als links oder links der Mitte eingeschätzt werden, sind CNN (mit nur zwei Nennungen), "New York Daily News" (mit bloß einer Nennung) und "The Hill" (18 Nennungen), welches, verglichen mit anderen Plattformen in der Liste, wie schon bemerkt "nur" für Voreiligkeit kritisiert wird. "Breitbart" und "The Daily Signal" werden jedoch gar als rechtsextremistisch eingeschätzt.

"Real News" als Medienalternative

Donald Trumps Facebook-Team launchte Anfang August eine Medienalternative: Die "Real News", moderiert von Lara Trump. Einmal wöchentlich erklärt die Schwiegertochter des US-Präsidenten – bisher immer vor einer blauen Wand mit Trump-Wahlwerbung platziert – die aktuellen Nachrichten. Im Großen und Ganzen lassen sich diese "Real News" allerdings, ganz dem Hintergrund entsprechend, als Wahlwerbung bezeichnen, nachdem die Sprecherin nur positiv über Trumps Arbeit spricht.

Würde man abschließend betrachtet nur die Medien konsumieren, die sich das Weiße Haus unter Trump wünscht, würde man also letztlich selbst Opfer der vielzitierten und von Trump vielkritisierten "Fake-News" werden. (Muzayen Al-Youssef, 5.9.2017)