Was Sabine Haag im KHM vorbereitete – Digitalisierung, Öffnung für zeitgenössische Kunst, modernes Marketing – soll Eike Schmidt zu größerer Blüte führen.

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Jener Stoff, der Eike Schmidt mit seiner Vorgängerin Sabine Haag verbindet, darf heute nicht mehr gehandelt werden. Elfenbein war seit frühesten Tagen der Kunstproduktion ein beliebter Rohstoff für filigranste Schnitzereien. Einige Tierarten, die dafür ihr Horn geben mussten, brachte dies aber an den Rand des Aussterbens. Tragisch muss sich für die Kunsthistoriker Schmidt und Haag noch dazu die Tatsache ausgenommen haben, dass ihre Zunft den oft kleinteiligen Skulpturen verhältnismäßig wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit schenkt.

Als Doktoranden beschlossen beide in den 1990er-Jahren, sich dieser Lücke anzunehmen. Aus dieser Zeit rührt auch eine persönliche Bekanntschaft. Nun soll der eine der anderen auf den Chefposten eines der wichtigsten Kunstmuseen der Welt nachfolgen. Sabine Haag wird Mitte 2019 nach zehn Jahren als Generaldirektorin den Museumsverband Kunsthistorisches Museum (KHM) an Eike Schmidt übergeben. Was die gebürtige Bregenzerin vorbereitete (Digitalisierung, Öffnung für zeitgenössische Kunst, modernes Marketing), soll der 49-jährige Deutsche zu größerer Blüte führen. So will es Kulturminister Drozda (SPÖ), so fordert es der harte Wettbewerb unter den Museen.

Modernisierer der Uffizien

Geboren wurde Eike Schmidt in Freiburg im Breisgau. Dass das lange zu Österreich gehörte, wollte er vor Wiener Medien nicht unerwähnt lassen. In Florenz, wo er am Deutschen Kunstgeschichteinstitut arbeitete, verbrachte Schmidt prägende Jahre, lernte dort seine Frau kennen, auch Kunsthistorikerin.

2001 setzte Schmidt seine Karriere in den USA fort. Als Kurator und Experte für Skulpturen arbeitete er in der National Gallery Washington, im Getty Museum Los Angeles, beim Auktionshaus Sotheby's und ab 2009 am Institute of Arts in Minneapolis.

Schmidts Rückkehr nach Florenz erfolgte 2015. Erstmals sollten in Italien wichtige Häuser auch mit Ausländern besetzt werden. Schmidt erhielt den Auftrag, die Uffizien zu modernisieren. Das hieß: Umbau, Neuhängung der Werke, neue Logistik zur Bewältigung der Touristenmassen. Vorurteile wusste Schmidt mit perfekter Kenntnis der italienischen Eigenheiten zu kontern. Ein Teil des Teams soll zuletzt dennoch gegen ihn rebelliert haben. Die Besucherzahlen führte er hingegen erstmals über die Zwei-Millionen-Marke. In Kooperation mit der Albertina zeigte Schmidt 2017 Maria Lassnig. Auch Minister Drozda schaute vorbei. Und hatte wohl Witterung aufgenommen. (Stefan Weiss, 1.9.2017)