München – Das Fernbus-Unternehmen Flixbus wird nach eigenen Angaben heuer erstmals einen Gewinn erwirtschaften. "Ja, das werden wir schaffen", sagte Flixbus-Chef und -Mitgründer Andre Schwämmlein der "Welt am Sonntag". "Wir waren in Deutschland bereits im vergangenen Jahr in den schwarzen Zahlen und werden dieses Ziel für das Gesamtunternehmen dieses Jahr erreichen."

Flixbus wird demnach in diesem Jahr wie angepeilt 40 Millionen Fahrgäste befördern. Im Frühjahr nächsten Jahres wolle das Unternehmen dann insgesamt 100 Millionen Menschen befördert haben – für Schwämmlein ein mögliches Perspektivziel für die jährlichen Transporte. "Ich würde nicht ausschließen, dass wir diese Zahl irgendwann pro Jahr erreichen."

Kosten variieren je nach Platz

Auf die Kunden des Unternehmens kommen demnach künftig nach der Lage der Sitze gestaffelte Kosten für Sitzplatzreservierungen zu. "Natürlich werden die Plätze oben vorn im Doppeldeckerbus mehr kosten als ein Platz in der Mitte am Gang", sagte Schwämmlein. In der Diskussion seien derzeit auch reine Geschäftsreisenden-Busse mit zusätzlichen Tischen, allerdings werde es diese noch nicht im nächsten Jahr geben.

Flixbus hat inzwischen einen Marktanteil von über 90 Prozent in Deutschland. "Wir wachsen in Deutschland immer noch sehr stark und glauben, dass dieser Markt noch nicht ausgereizt ist", sagte Schwämmlein. In den Sommermonaten seien 2017 zwanzig Prozent mehr Fahrgäste transportiert worden als im Vorjahr.

Keine Profit durch Air-Berlin-Insolvenz

Der Fernbusmarkt wird nach Einschätzung von Schwämmlein nicht von der Insolvenz der Fluggesellschaft Air Berlin profitieren. "Ich glaube, die Passagierkapazität wird erhalten bleiben und von anderen Airlines bedient werden", sagte Schwämmlein. "Ob die Flugtickets dann fünf Prozent mehr kosten, ändert im Fernbusmarkt nichts.".

"Es gibt in Deutschland vielleicht zehn Strecken, die 90 Prozent des Flugverkehrs ausmachen, und wir leben von Hunderten Einzelverbindungen", sagte Schwämmlein. Daher werde die Pleite von Air Berlin sie kaum betreffen. Flixbus dominiert gut vier Jahre nach der Fernbus-Marktfreigabe den deutschen Markt und ist auch in mehreren europäischen Ländern unterwegs.

In diesem Jahr rechnet Schwämmlein mit rund 40 Millionen Fahrgästen. Auf die Frage, ab welcher Auslastung sich eine Fahrt lohne, sagte er: "Unter 50 Prozent ist es sehr schwer Geld zu verdienen." Angesprochen auf selbstfahrende Fahrzeuge, sagte er: Bis Busse autonom fahren, werde es sehr lange dauern. "Man kann das am Flugzeug sehen: Im Prinzip kann das allein starten, fliegen und landen. Trotzdem würde sich niemand in ein Flugzeug setzen, das keinen Piloten an Bord hat – ich zumindest nicht." (APA, 3.9.2017)