Antoine Griezmann: Die Frisur hält.

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Toulouse – Ungläubig hat Fußball-Frankreich auf die Sensation reagiert. In Toulouse kam der in Bestbesetzung spielende EM-Finalist von 2016 in der WM-Qualifikation gegen "Fußballzwerg" Luxemburg nicht über ein torloses Remis hinaus. "Der Herbst wird heiß", titelte die französische Sporttageszeitung L'Equipe daraufhin am Montag. "Le Monde" befand: "Auf dem Weg zur WM 2018 spielen Les Bleus mit ihren Nerven."

"Es ist zum Schwarzärgern"

Nachdem Frankreich noch vor wenigen Tagen die Niederlande mit 4:0 vorgeführt hatte, schlugen Paul Pogba und Co. am Sonntag schmerzlich am harten Boden der Realität auf. Zwar war man den aufopfernd kämpfenden Gästen optisch krass überlegen, aber weder Jungstar Kylian Mbappe noch die Arsenal-Stars Olivier Giroud oder Alexandre Lacazette brachten den Ball im Tor unter. Seiner Mannschaft fehle es "grausam an Realismus", meinte Trainer Didier Deschamps im Anschluss. "Es ist zum Schwarzärgern."

Noch hat Frankreich einen Punkt Vorsprung auf die heraneilenden Schweden, die in Weißrussland zu einem klaren 4:0-Erfolg kamen. "Noch sind wir in einer besseren Position", sagte Goalie Hugo Lloris. Wir müssen ruhig bleiben", betonte er vor den letzten beiden Spielen auswärts in Bulgarien und zu Hause gegen Weißrussland. Giroud bemängelte die fehlende Effizienz, schlug aber dann in dieselbe Kerbe: Man brauche sich nicht allzu viele Sorgen um die Russland-Qualifikation machen, so der Stürmer.

Beim (noch) 136. der Weltrangliste war die Freude überschäumend. "Es ist ein historisches Ereignis für Luxemburg", meinte Trainer Luc Holtz und sprach von einem "Tag des Ruhms". "Frankreich hat ein großes Team, mit der Geschwindigkeit, wie sie den Ball zirkulieren lassen, wie sie die Positionen tauschen. Sie haben sich keinen Vorwurf zu machen", meinte Holtz und betonte: "Wir haben es eben geschafft, dass sie ihre Chancen nicht verwirklichen."

Belgisches "Gewinnerteam"

Nachbar Belgien buchte mit einem Charaktersieg als erstes europäisches Team das Ticket für die Fußball-WM 2018 in Russland. Trainer Roberto Martinez lobte seine Mannschaft nach dem hart erkämpften 2:1-Auswärtssieg in Griechenland als "Gewinnerteam". "Sich als erstes europäisches Team zu qualifizieren muss uns stolz machen", betonte Martinez nach dem siebenten Sieg im achten Gruppenspiel.

Mit 22 Punkten liegen die "Roten Teufel" an der Spitze der Gruppe H – uneinholbar von Bosnien-Herzegowina und Griechenland. Unter dem Spanier Martinez, der bisher lediglich in England bei Everton und Wigan Athletic als Trainer arbeitete, ist Belgien mittlerweile seit elf Spielen ungeschlagen.

Dabei lieferten die Belgier in der hitzigen Atmosphäre in Piräus nicht ihre beste Leistung ab. "Es war augenscheinlich, dass wir nicht gut spielten, wir waren nicht wir selbst", gestand Martinez. Der Sieg war letztlich ein erzwungener: Erst Manchester Uniteds 85-Millionen-Euro Starstürmer Romelu Lukaku köpfelte mit Brachialgewalt zum 2:1-Erfolg ein (74.). Es war Belgiens 35. Tor in der laufenden Qualifikation. "Es ging einzig und allein darum, zu gewinnen, es war wie ein Cup-Finale", meinte sein Trainer.

Schweiz marschiert

In Gruppe B marschiert die Schweiz unaufhaltsam der Endrunde entgegen. Die Pflichtaufgabe in Lettland erledigten die Eidgenossen mit einem lockeren 3:0, wodurch sie auch im achten Spiel siegreich blieben. "Jetzt gilt es, Ungarn zu bezwingen. Dann kommt es wahrscheinlich zum Finale in Lissabon", orakelte Arsenal-Star Granit Xhaka.

Mit drei Punkten Rückstand liegt der angesprochene Europameister Portugal weiter in Lauerstellung. In Budapest köpfelte Andre Silva nach Ronaldo-Vorarbeit das einzige Tor des Spiels (48.). Ungarns Tamas Priskin hatte bereits früh Rot gesehen (30.). (APA; 4.9.2017)