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Muslimische Frauen protestieren gegen die Verfolgung der Rohingya in Myanmar am Montag. Der Poster zeigt Wirathu, einen führenden buddhistischen Mönch im Land.

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Cox's Bazar – Mindestens 123.000 Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya sind infolge der tödlichen Gewalt in Myanmar über die Grenze nach Bangladesch geflohen. Das sagte Joseph Tripura, Sprecher des UN-Flüchtlingshochkommissariats, am Dienstag in der Hauptstadt Dhaka.

Die Flüchtlingscamps seien voll, Hilfsorganisationen hätten Schwierigkeiten, alle Flüchtlinge unterzubringen und mit Essen und medizinischer Hilfe zu versorgen, so Tripura.

Mehr als eine Million Rohingya leben im Bundesstaat Rakhine in Myanmar. Seit Ende August gab es dort eine neue Welle der Gewalt gegen die Minderheit mit fast 400 Toten. In dem buddhistisch geprägten Land sehen sich die Rohingya seit Jahrzehnten Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. Viele besitzen keine Pässe und werden nicht als Staatsbürger anerkannt.

Die jüngsten Ausschreitungen wurden von koordinierten Angriffen am 25. August auf dutzende Polizeiwachen sowie eine Armeekaserne durch aufständische Rohingya ausgelöst. Viele Geflohene berichteten von Brandstiftungen und Tötungen in ihrer Heimat. In Myanmar leben 1,1 Millionen Rohingya. Ihnen wird die Staatsangehörigkeit verweigert, zudem ist ihre Reisefreiheit eingeschränkt.

Internationaler Druck wächst

In muslimisch geprägten Staaten wächst nun langsam der Druck auf Myanmar, die Ausschreitungen gegen die Minderheit der Rohingya zu stoppen. "Die Sicherheitskräfte müssen sofort alle Formen der Gewalt einstellen und humanitäre Hilfe anbieten", forderte der indonesische Außenminister Retno Marsudi am Dienstag nach einem Treffen mit der de-facto-Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi sowie Generalstabschef Min Aung Hlaing. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte Suu Kyi in einem Telefonat, die muslimische Welt sei tief besorgt über die Gewalt gegen die muslimische Minderheit in dem Land mit einer buddhistischen Bevölkerungsmehrheit.

Indonesien droht mit Einmischung

Der Berater der indonesischen Regierung, H.T. Imam, drohte im Gespräch mit Reuters, der ASEAN-Staatenbund könnte sich zum Eingriff in Myanmar gezwungen sehen. In türkischen Regierungskreisen hieß es, Erdogan habe Suu Kyi erklärt, in ihrem Land werde gegen Menschenrechte verstoßen. Bereits früher hatte das türkische Staatsoberhaupt die Ausschreitungen als Genozid an den Rohingya bezeichnet. In den Kreisen hieß es weiter, der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu werde am Mittwoch nach Myanmar reisen.

Auch Malaysia erhöhte den Druck auf Myanmar, indem es den Botschafter des Landes einbestellte. Außenminister Anifah Aman sagte in Kuala Lumpur, Myanmar habe kaum Fortschritte bei einer friedlichen Lösung des Konflikts gemacht. Auch im Westen werfen Kritiker Suu Kyi vor, ihre Stimme nicht für die seit Jahren unterdrückte Minderheit der rund 1,1 Millionen Rohingya erhoben zu haben. Die Friedensnobelpreisträgerin ist nicht offiziell Regierungschefin, hat aber durch ihr Amt als "Regierungsberaterin" Machtkompetenzen, die einem Ministerpräsidenten gleich kommen.

Myanmar rechtfertigt das Vorgehen der Sicherheitskräfte als legitimen Kampf gegen Terroristen. Regierungsvertreter werfen militanten Angehörigen der Minderheit Morde und Brandschatzungen vor. Menschenrechtler und Rohingya berichteten dagegen, die Armee vertreibe die muslimische Minderheit aus ihren Siedlungsgebieten. (APA, 5.7.2017)