Angela Merkel und Tayyip Erdogan gehen getrennte Wege.

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Ankara/Berlin – Scheibchengerecht verpackt in nicht weniger als neun Tweets hat Ibrahim Kalin den Unmut des türkischen Präsidenten über die Ansagen der deutschen Kanzlerkandidaten verpackt. Auf das von Angela Merkel und Martin Schulz angekündigte Ende der Beitrittsverhandlungen ging der Sprecher des türkischen Präsidenten dabei am Montag mit keinem Wort ein.

Die Angriffe auf die Türkei und "unseren Präsidenten" seien kein Zufall, twitterte Kalin. Sie spiegelten den engen Horizont in Europa wider und ignorierten die drängenden Probleme Deutschlands und Europas. Merkel und Schulz warf der Präsidentensprecher Populismus und Ausgrenzung vor. Damit würden Rassismus und Fremdenhass geschürt.

Das regierungstreue islamistische Blatt Yeni Safak nannte die Fernsehdebatte einen "Wettbewerb der Feindseligkeit gegenüber der Türkei". Die Spannungen zwischen den beiden Ländern hatten sich durch eine neuerliche Festnahme deutscher Staatsbürger in der Türkei erhöht.

Die beiden offenbar türkischstämmigen Deutschen, von denen die Staatsanwaltschaft nur Namenskürzel mitteilte, waren vergangenen Donnerstag am Flughafen in Antalya verhaftet worden. Ihnen soll Unterstützung der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen, eines früheren Verbündeten Erdogans, vorgeworfen worden sein. Eine der beiden Personen kam am Sonntagabend nach einem Verhör frei. Die Ermittlungen gegen die zweite Person gingen am Montag türkischen Medien zufolge weiter.

Am Dienstag versuchte Angela Merkel im Bundestag zu kalmieren. es würde Europas Position dramatisch schwächen, wenn man sich innerhalb der EU über den Umgang mit der Türkei zerstreiten würden, betonte sie. (mab, red, 5.9.2017)