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Schlauer als bisher bekannt: der Kuckuck.

Foto: AP/Mark Hamblin

Paris – Der Kuckuck, der seine Eier von fremden Vögeln ausbrüten lässt, ist bei dem sogenannten Brutparasitismus noch trickreicher als bisher bekannt: Wie Forscher der Universität Cambridge laut einer am Montag veröffentlichten Studie herausfanden, lenkt das Kuckucksweibchen den Nestbesitzer mit seinem Ruf ab, der dem eines Sperbers gleicht.

Der Sperber ist ein natürlicher Feind der häufigsten Wirtsvogelarten, die Kuckuckseier ausbrüten. Die Wissenschafter Jenny York und Nicholas Davies beschreiben, wie ein Kuckucksweibchen, nachdem es ein Ei gelegt hat, einen Teichrohrsänger durch ein Sperber-ähnliches Glucksen ablenkt – für Sperber sind Teichrohrsänger ein begehrter Fraß. Während der Nestbesitzer durch den vermeintlich drohenden Sperberruf abgelenkt ist, versteckt die Kuckucksdame ihr Ei in dem fremden Nest. Anschließend stößt sie die Jungen des Wirtsvogels aus dem Nest.

"Dieses Sperber-ähnliche Glucksen erhöht den Erfolg des Parasitismus, denn die Aufmerksamkeit der Nestbesitzer wird von ihrem Gelege auf ihre eigene Sicherheit gelenkt", schreiben die Forscher im Fachmagazin "Nature Ecology & Evolution. "Damit ist es das Kuckucksweibchen, das zuletzt lacht."

Der Brutparasitismus führt bei den meisten Tieren dazu, dass die Ersatzeltern ihren eigenen Nachwuchs zugunsten der ihnen untergejubelten Kinder vernachlässigen. Der Parasit muss bei seinem Vorgehen vom Wirt unbemerkt bleiben, denn ansonsten droht das fremde Ei aus dem Nest gestoßen zu werden.

Eierfarbe wird angepasst

Der Kuckuck hat dieses System perfektioniert, etwa durch die Tarnung seiner Eier: So passt der Vogel deren Farbe an die Farbe der Eier des Wirtes an. Auch sei der Kuckuck extrem diskret und schnell beim Ablegen seines Eis in fremden Nestern, schreiben die Forscher. Deshalb hätten Wissenschafter lange gegrübelt, warum der Kuckuck das Risiko des Auffliegens durch laute Glucksgeräusche erhöhe.

Die Forscher aus Cambridge verfolgten nun die Theorie eines gezielten Ablenkungsmanövers durch das Erzeugen von Angst. Für ihre Untersuchung spielten sie Teichrohrsängern Aufnahmen unterschiedlicher Vogelrufe vor. Während die Versuchstiere sich von den Rufen von Kuckucksweibchen und Sperbern ablenken ließen, ignorierten sie die Geräusche von Kuckucksmännchen und von Tauben.

Kuckucksmännchen geben die bekannten Rufe von sich, während die Gesänge von Kuckucksweibchen eine Ähnlichkeit mit dem "Kiii-kiii-kiii" von Sperbern aufweisen. Auch Meisen ließen sich in der Untersuchung von Rufen der Kuckucksweibchen ablenken. Ebenso wie Teichrohrsänger werden Meisen vom Sperber gefressen. Daraus schlossen die Forscher, dass beide Vögel beim Geräusch des Kuckucksweibchens das Herannahen eines Sperbers fürchten. (APA, AFP, 4.9.2017)