Offenbar sind Frauen in Gehaltsverhandlungen erfolgreicher als Männer – allerdings fällt bei ihnen die tatsächliche Gerhaltserhöhung geringer aus.

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Wie oft wird gefordert und wie viel? Mit welchen Resultaten? Dem Thema Gehaltsverhandlung widmete sich eine aktuelle Studie der Online-Jobbörse Stepstone, durchgeführt von Marketagent.com. Befragt wurden dafür rund 1.011 Österreicher und Österreicherinnen mittels Computer-Assisted-Web-Interviews.

Der Fokus wurde vor allem auch auf die Unterschiede zwischen Männern und Frauen gelegt – da es in einschlägigen Studien häufig heißt, Letztere verhandelten zögerlicher. Zu diesem Ergebnis kommt auch die Stepstone-Umfrage. Sie zeigt aber auch, dass Frauen, wenn sie fragen, öfter eine Gehaltserhöhung bekommen. Die Ergebnisse im Detail:

Bei mehr Verantwortung

Rund drei Prozent der Männer fragen mehrmals pro Jahr nach einer Gehaltserhöhung, aber nur ein Prozent der Frauen. Rund 44 Prozent der Frauen haben überhaupt noch nie nach einer Gehaltserhöhung gefragt.

Bei der Frage, wer das Thema Gehaltserhöhung in der Regel anspricht, sagten 58,7 Prozent der Umfrageteilnehmer: "Ich frage meist selbst aktiv nach" (mehr Männer als Frauen). 14 Prozent sagen: "Mein Vorgesetzter spricht das Thema meist selbst aktiv an." Vollzeitbeschäftigte fragen öfter nach als Teilzeitbeschäftigte (60 Prozent vs. 49,4 Prozent).

Und zu welchen Anlässen man fragt? Wenn man mehr Verantwortung übernommen habe, sagt jeder Zweite. 41,6 Prozent geben an, dass sie im Rahmen eines Mitarbeitergesprächs nach einer Gehaltserhöhung fragen. 36,7 Prozent fragen, sobald sie Berufserfahrung gewonnen haben und sich der Firma zugehörig fühlen (Mehrfachnennungen möglich).

Keine überzogenen Erwartungen

Auffällig ist laut Stepstone, dass "Frauen rationale und Männer persönliche Gründe wählen", um mehr Gehalt zu fordern. So nehmen 30 Prozent der Frauen Weiterbildung als Anlass, knapp 52 Prozent der Männer die Übernahme von mehr Verantwortung.

Lieber nicht nach einer Gehaltserhöhung gefragt wird, "wenn es dem Unternehmen nicht 'gut' geht, es wenig Gewinn macht" (sagen 29,6 Prozent). Weitere Gründe: "Weil ich weiß, dass es nichts bringt" (29,5 Prozent) und "wenn sich kein günstiger Zeitpunkt ergibt" (24,7 Prozent).

Mit überzogenen Erwartungen gehen die Befragten jedenfalls nicht in die Gehaltsverhandlungen: Im Schnitt erwarten sich die Befragten fünf bis zehn Prozent Gehaltserhöhung (63,8 Prozent). Nur 20,8 Prozent der Befragten wollen mehr als zehn Prozent des Bruttogehaltes aushandeln.

Wenn die Verhandlung scheitert

Mehr als die Hälfte der Angestellten hatte innerhalb innerhalb des vergangenen Jahres nach einer Gehaltserhöhung gefragt.

Wie sich zeigte, dürften Frauen beim Verhandeln offenbar erfolgreicher als Männer sein. 73,8 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen bekamen eine Gehaltserhöhung, als sie danach fragten – hingegen nur 64,3 Prozent der Umfrageteilnehmer. Allerdings fiel bei Frauen die tatsächliche Erhöhung geringer aus. 19,3 Prozent bekamen mehr als zehn Prozent mehr Gehalt, während der Wert bei Männern bei 24,2 Prozent liegt.

Was man tut, wenn die Gehaltsverhandlung scheitert? Von den Männern versucht rund die Hälfte, weiterhin mit Leistung zu überzeugen, rund 31 Prozent versuchen Alternativen – wie zum Beispiel Zusatzleistungen oder Prämien – zu verhandeln. 23 Prozent sagen: "Ich sehe mich nach einem neuen Job um."

Von den Frauen sagen 34,7 Prozent, dass sie Ziele vereinbaren, die an die Gehaltserhöhung geknüpft sind, und rund 27 Prozent, dass sie in ein paar Monaten nochmals nachfragen wollen. 26 Prozent arbeiten weiter, "aber mit weniger Motivation und Enthusiasmus".

Kann ein Grund für Kündigung sein

34 Prozent der Befragten haben schon mindestens einmal den Arbeitgeber gewechselt, um eine Gehaltserhöhung zu bekommen. Allerdings können sich 36,9 Prozent der befragten Frauen nicht vorstellen, einen neuen Job zu suchen, “nur” weil es nicht mehr Gehalt gibt. (lib, 6.9.2017)