Deutsche Gegenwart und Zukunft: Timo Werner.

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Stuttgart – In der deutschen Liga ist er der polarisierendste Akteur, im Nationalteam der gesuchte Torjäger: Timo Werner sorgt dieser Tage wie kein Zweiter für Emotionen. Drei Tage nach den Schmährufen in Prag gegen ihn überragte der Leipzig-Angreifer am Montagabend beim 6:0 des Weltmeisters gegen Norwegen. Werners sechs Treffer in acht Länderspielen lassen auch Joachim Löw frohlocken.

Hummels: "Ein herausragender Stürmer"

"Er hat zwei Tore gemacht, er hat Lücken ohne Ende gerissen. Ein herausragender Stürmer, der da gerade heranwächst", sagte Mats Hummels über seinen 21-jährigen Teamkollegen, bevor er sich revidierte: "Das ist fast zu wenig. Er ist schon ein verdammt starker Spieler. Auf lange Sicht könnten wir da einen sehr, sehr starken Mittelstürmer haben." Der für Werner eingewechselte Mario Gomez ging noch weiter: "Er wird die nächsten zehn Jahre in Deutschland im Sturm dominieren."

Drei Jahre nach dem Rücktritt von Rekordtorschütze Miroslav Klose sowie Grundsatzdebatten über falsche und echte Neuner hat Deutschland neun Monate vor der WM in Russland wieder einen Mittelstürmer, der die Tradition der großen Torjäger von Gerd Müller über Jürgen Klinsmann und Rudi Völler bis zu Klose fortführen könnte.

Löw: "Er hat einen brutalen Zug zum Tor"

Werner zeigte die gesamte Palette seiner Fähigkeiten: enormes Tempo, Spielwitz, Abschlussstärke mit Fuß und Kopf, Spielverständnis und Teamgeist. Der gebürtige Stuttgarter könnte das Puzzlestück sein, das Löw in seinem WM-Titel-Projekt noch fehlte. "Er macht das, was dem Gegner extrem wehtut, was extrem schwer zu verteidigen ist. Er hat einen brutalen Zug zum Tor und Schnelligkeit. Das ist extrem schwer zu verteidigen", sagte Deutschlands Trainer, der schon länger ein Werner-Fan ist.

Gerade einmal 166 Tage lagen zwischen Werners Debüt beim Abschiedsspiel von Lukas Podolski Ende März gegen England und seiner Gala am Montagabend. In seinem achten Länderspiel wurde der Angreifer erstmals im DFB-Team mit "Timo Werner"-Sprechchören gefeiert. "Ich freue mich über meine zwei Tore und darüber, dass ich so herzlich aufgenommen wurde wie früher, als ich ins Stadion kam", sagte der Schwabe, der im VfB-Trikot groß geworden ist.

Gomez: "Er wird sogar noch besser"

Werner verhehlte nicht, wie gut ihm die Zuneigung der Fans tat. "Ich hatte keine Erwartungen, ob ich ausgepfiffen oder gefeiert werde. Dass es sich so entwickelt hat, ist umso schöner", erzählte er. In der Bundesliga ist Werner als Leipzig-Profi des Öfteren Anfeindungen ausgesetzt. Besonders seit einer Schwalbe in der vergangenen Saison im Spiel gegen Schalke muss er mit Kritik leben. Sogar bei Länderspielen wurde er ausgepfiffen. "Ich habe gelernt, gegen Widerstände anzukämpfen", sagte Werner unlängst.

Ins Rampenlicht spielte sich Werner bei Deutschlands Erfolg im Confederations Cup, bei dem er dreimal traf. Dass er in einem Jahr bei der WM ebenfalls erfolgreich sein wird, ist zumindest für Gomez kein Thema. "Wir brauchen einfach bei der WM einen Timo Werner in dieser Form. Er wird sogar noch besser, er wird dann noch ein Jahr mehr Erfahrung haben, wenn wir Weltmeister werden wollen", sagte der 32-Jährige, der seinem Konkurrenten im Angriff Rosen streute. Zehn Jahre werde Werner den Sturm in Deutschland dominieren. "Wahrscheinlich auch in Europa, wenn er einfach so weitermacht wie bisher. Und da habe ich keine Bedenken." (APA, 5.9.2017)