Klaus (Moritz A. Sachs) sagt Ja: Um Neyla (Dunja Dogmani) vor der anstehenden Abschiebung zu bewahren, möchte er sie heiraten.

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Lindenstraße, Folge 1.640. Thema waren der gedankenlose Umgang mit Schusswaffen, die Anbahnung einer Scheinehe und Homophobie in populistischen Parteien: Der Schnitt an gesellschaftspolitisch relevanten Themen ist in der ARD-Serie seit 1985 nicht gesunken, eher im Gegenteil.

Besonders daran ist das Konzept der Drehbuchschreiber, der unmittelbaren Gegenwart möglichst zeitnah hinterherzuschreiben. Nach der Sommerpause wurden gar die Unwetter im August eingebaut. Wo gibt’s denn so was!

Wer als Zuseher jahrelang "rausgekippt" war oder ist, hat "nichts" verpasst. Das ist nicht uncharmant gemeint, denn er oder sie tut es den Figuren damit nur gleich. Diese tauchen ebenso für gewisse Zeit unter, gehen nach Australien und kommen irgendwann wieder. Oder sie bleiben jahrzehntelang weg, um dann schlagkräftig wiederzukehren.

Für Folge 1.641 am kommenden Sonntag ist nun die Schließung der Scheinehe angekündigt. Martin Beimer – Sohn von Mutter Beimer – wird die Tu nesierin Neyla heiraten, damit diese nicht abgeschoben wird. Neyla hat das Angebot der staatlichen Rückkehrhilfe (sichtbar datiert mit 23.8.2017!) ausgeschlagen, da sie sonst von ihrem Sohn Jamal getrennt werden würde. Niemand aber darf wissen, dass sie seine Mutter ist, da er sonst seinen Status als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling verliert.

Vertrackte Sache. Die Figuren sind gewiss ein wenig zurechtgeschnitzt und versponnen in dichte exemplarische Konfliktherde (aber das sind die Typen aus House of Cards ja auch). Zu denken gibt die Folge damit genug. Eigentlich: Nur Angela Merkel ist annähernd so robust wie die Lindenstraße. (Margarete Affenzeller, 6.9.2017)