Noch im April versprach US-Präsident Donald Trump vollmundig, die "Dreamers" (Träumer) könnten weiterhin ruhig schlafen: Man sei nicht hinter ihnen her, sondern hinter den Kriminellen, die sie illegal in die USA gebracht hätten. Zwar zeigte sich Trump stets als strikter Gegner illegaler Einwanderung; die Abschiebung der als Kinder und Jugendliche in die USA eingewanderten "Träumer" wollte er aber nicht allein verantworten.

Jetzt, vier Monate später, schickte der US-Präsident seinen Justizminister vor, um das Schutzprogramm als "illegal" annullieren zu lassen – als ob er Angst hätte, sich sie Finger an dieser heißen Kartoffel zu verbrennen. Tatsächlich kann Trump in dieser Causa um das Bleiberecht fast nur verlieren. Er wusste und weiß: Eine Aufhebung des unter Barack Obama erlassenen Programms würde für eine Welle der Empörung sorgen. Die Washington Post wetterte schon vorsorglich gegen "Trumps böseste Handlung".

Trump nimmt das offenbar in Kauf, schließlich spürt er den Atem seiner rechten Wähler im Genick. Diese hatten ihm schon seinen rhetorischen Slalom nach der rassistisch motivierten Gewalt in Charlottesville übel genommen. Trump sieht die Lösung nun im Kongress: Der soll nun eine "Immigrationspolitik im nationalen Interesse" entwickeln und dann eine Empfehlung abgeben. Und das dauert seine Zeit. Auch so kann man sich eines Problems entledigen – auf Kosten hunderttausender junger Menschen. (Gianluca Wallisch, 5.9.2017)