Der hübsche 32-jährige Surfer, der Krebs überlebt hat und in Kriegsgebiete reist: "Manchmal ist eine Geschichte so gut, dass wir sie nicht überprüfen wollen", sagt eine Journalistin zu dem Fall.

Foto: Screenshot

Er fürchte sich vor nichts, außer vor dem Krebs: So antwortete der 32-jährige Fotograf und Surfer Eduardo Martins auf die Frage einer Reporterin, ob ihm der Aufenthalt in gefährlichen Kriegszonen nicht Angst einjage. Martins sorgte mit seinen Bildern aus Mossul, Mogadischu oder Aleppo auf Instagram für Furore. Mehr als 120.000 Nutzer folgten dem Schönling aus Brasilien, der angab, nach einer mehrjährigen Leukämieerkrankung seine Berufung als Kriegsfotograf gefunden zu haben. Sogar renommierte Medien wie das "Wall Street Journal" oder die BBC verwendeten seine Bilder.

Andere Instagram-Nutzer bestohlen

Jetzt wurde Martins von findigen Nutzern als Fälscher entlarvt. Er soll eine Vielzahl an Fotos anderer Kriegsfotografen gestohlen, manipuliert und als eigene Werke ausgegeben haben. Martins soll sich an den Fotos anderer Instagram-Nutzer bedient haben. So fand die BBC heraus, dass er Bilder des britischen Surfers Max Hepworth-Povey geklaut hat.

Erste Zweifel an der Geschichte des jungen Brasilianers waren schon vor wenigen Monaten aufgekommen. Eine brasilianische Journalistin berichtet, sich mit Martins über ein Surfprojekt in Gaza unterhalten zu haben. Martins hatte davon jedoch noch nie etwas gehört. "Ich dachte mir, wie kann ein Surfer, der sagt, so viel über Gaza zu wissen, noch nie von diesem Surfprojekt gehört haben", sagte die Journalistin nun zur BBC.

"Inkonsistente Bildsprache"

Instagram-Nutzer begannen, Martins' Fotografien infrage zu stellen. Der Fotograf Ignácio Aranovich wunderte sich etwa über die inkonsistente Bildsprache. "Für mich war klar, dass die Bilder von verschiedenen Fotografen aufgenommen worden waren. Jeder Fotograf hat seinen eigenen Stil", sagte er zur BBC.

Foto: Screenshot

Der US-amerikanische Fotograf Daniel Britt hat mittlerweile entdeckt, dass seine Fotos von Martins gestohlen wurden. Ein Bild von Britt, das einen jungen Iraker in Kirkuk zeigt, wurde von Martins manipuliert und als "palästinensischer Junge bei einem Zusammenstoß mit israelischen Einsatzkräften" ausgegeben.

Verschwunden

Martins ist momentan verschwunden. Einige Nutzer stellen sogar infrage, dass der Surfer tatsächlich jahrelang gegen Leukämie gekämpft hat. Tatsächlich gibt es immer wieder Nutzer, die Krankheiten vortäuschen. Eine australische Bloggerin hatte etwa dokumentiert, wie sie mit natürlichen Heilmitteln eine schwere Krebserkrankung besiegen konnte – doch ihre Krankheit war frei erfunden. Ein australisches Gericht verurteilte sie deshalb.

Fall wird geprüft

Die Fotoagentur Getty Images, die Martins' Bilder verbreitet hat, nahm dessen Fotos nun offline. Eine Untersuchung des Falls wurde angekündigt. Gestohlene Fotos sollen ihrem eigentlichen Schöpfer zugeschrieben werden. Martins könnte nun auch ein Prozess wegen Urheberrechtsverletzungen drohen. Sein letztes Lebenszeichen gab er vor wenigen Tagen in einem Gespräch mit einem Journalisten, der ihm von den Fake-Gerüchten erzählte. Martins gab damals an, jetzt "ein Jahr in einem Van durch Australien" fahren zu wollen. (red, 6.9.2017)