Mehrere potenzielle Käufer spähen derzeit auf die verschuldeten Fluglinien Air Berlin und Alitalia.

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Berlin/Frankfurt/Rom/Paris –Die Konsolidierung im europäischen Luftfahrtmarkt rückt näher. Bei möglichen Käufern für die krisengeplagte italienische Fluglinie Alitalia verdichtet sich das Feld möglicher Investoren.

Die irische Billigfluglinie Ryanair hat am Mittwoch ihren Plan bestätigt, bis zum 2. Oktober ein verbindliches Angebot für die Übernahme der Alitalia einzureichen. Die irische Airline will aber nur um Assets buhlen, die Langstreckenflüge betreffen, so Ryanair-Chef Michael O'Leary bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Bologna.

Vergangene Woche hatte O'Leary betont, Ryanair wolle 90 Maschinen der hochverschuldeten italienischen Airline Alitalia kaufen. Übernommen werden sollen demnach auch die Piloten, das Bordpersonal und die Routen der Flugzeuge. "Sollten wir mit Alitalia zusammenarbeiten, würde es zu Neuanstellungen kommen. Alitalia kann auf interkontinentalen Routen, vor allem in Afrika, Asien und Nordamerika wachsen", so der irische CEO.

Alitalia würde mit Ryanair eine erfolgreiche Zukunft bevorstehen, sagte O'Leary. "Das Alitalia-Personal müsste jedoch seine Arbeitsweise ändern. Wir werden keine häufigen Streiks dulden. Wer bei Alitalia mit Ryanair arbeiten will, muss hart arbeiten. Das Personal wird jedoch die Sicherheit des Jobs, Beförderungen, neue Flugzeuge und neue Routen haben", so O'Leary.

Air France macht nicht mit

Air France-KLM hat kein Interesse an der Übernahme der Alitalia. Die französische Fluglinie sei nicht am Erwerb von Airlines in Krisensituationen interessiert, sagte CEO Jean-Marc Janaillac laut italienischen Medienangaben vom Mittwoch.

Die Regierung in Rom hatte bisher betont, sie werde Angebote für die komplette Übernahme der Fluggesellschaft bevorzugen. Bei den Sonderverwaltern der krisengeschüttelten Fluggesellschaft Alitalia sind neun Übernahmeangebote eingetroffen. Verbindliche Angebote können bis spätestens 2. Oktober abgegeben werden.

Air Berlin umworben

Am Mittwoch konkretisierte der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl seine Übernahmeabsichten an der insolventen Air Berlin. "Ich gehe mal davon aus, dass wir Anfang der kommenden Woche das Angebot einreichen werden", sagte er im ARD-"Morgenmagazin".

"Die Höhe ist ziemlich hoch. Ich glaube, man wird sehr, sehr überrascht sein", sagte Wöhrl weiter. Sein Offert wolle er mit einigen Partnern zusammen abgeben. "Es wird ein Programm sein, das in die mehreren hundert Millionen geht, in verschiedenen Raten bezahlt. Aber selbst die erste Rate, die wir bereit sind zu zahlen, ist sehr, sehr hoch." Durch die Höhe des Angebots erhoffe er sich bessere Chancen. Zudem wolle er Air Berlin nicht zerschlagen. "Entweder alles oder gar nichts."

Weitere Interessenten

Neben Wöhrl gibt es zahlreiche weitere Interessenten für die Niki-Konzernmutter Air Berlin. Derzeit gilt die AUA-Mutter Lufthansa als aussichtsreichster Bieter. Aber auch die britische Easyjet sowie der deutsche Ferienflieger Condor schauen sich die insolvente Airline an.

Am Dienstag war die Liste der Kaufinteressenten für die insolvente Fluggesellschaft weiter gewachsen. Das Berliner Logistikunternehmen Zeitfracht kündigte an, für die zweitgrößte deutsche Airline bis 15. September bieten zu wollen. Auch Geschäftsführer Wolfram Simon bestätigte, die Air Berlin möglichst als Ganzes übernehmen zu wollen.

Nur für das Filetstück der Air Berlin, die Österreich-Tochter Niki, interessiert sich deren Gründer und Namensgeber Niki Lauda. Er überlegt, ein Angebot zu legen.

Air France-KLM dementierte wiederum, Interesse an Air Berlin zu haben.

Gebote für die Fluggesellschaft können noch bis 15. September abgegeben werden. Eine Entscheidung über den Verkauf wird bis zum 21. September angepeilt. (APA, red, 6.9.2017)