Bild nicht mehr verfügbar.

Einst wurde sie als gewaltlose Friedenskämpferin gefeiert, nun mehrt sich die Kritik an Aung San Suu Kyi.

Foto: Reuters

Eine Petition auf der Online-Plattform change.org setzt sich für die Aberkennung des Friedensnobelpreises von Myanmars De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi ein. Begründet wird die Forderung mit ihrer Zurückhaltung im Konflikt mit der muslimischen Minderheit Rohingya im Westen des Landes. Bisher hat die Petition über 350.000 Unterstützer (Stand: Mittwochnachmittag).

"Bis zu dieser Sekunde hat Aung San Suu Kyi praktisch nichts getan, um die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in ihrem Land aufzuhalten", schreibt der Initiator der Petition, der Indonesier Emerson Yuntho. Als Trägerin des Friedensnobelpreises müsse sich Suu Kyi bis zu ihrem letzten Tag für "friedliche Werte" einsetzen. "Wenn ein Preisträger Frieden nicht erhalten kann, dann muss er, des Friedens Willens, den Preis zurückgeben oder er muss vom Nobelpreiskomitee konfisziert werden", heißt es im Text der Petition, die auch dem Komitee in Oslo übermittelt werden soll.

Kaum Rechte, keine Staatsbürgerschaft

Die Rohingya werden in dem mehrheitlich buddhistischen Land seit Jahren unterdrückt und diskriminiert. Die Regierung verweigert ihnen Staatsbürgerschaft – die Rohingya werden als "Mitbringsel" der britischen Kolonialherren aus dem heutigen Bangladesch betrachtet – und grundlegende Bürgerrechte. Nach Zusammenstößen zwischen Rohingya und der Polizei in der Provinz Rakhine eskalierte die Situation in der vergangenen Woche.

Die internationalen Organisation für Migration (IOM) gibt an, dass seit Ausbruch der Gewalt in dem südostasiatischen Land am 25. August mindestens 400 Menschen getötet worden seien. Rund 150.000 Angehörige der muslimischen Minderheit seien bereits vor der jüngsten Gewalt in Myanmar geflohen, berichtete das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) am Mittwoch.

Suu Kyi spricht von "Fehlinformationen"

Nach heftiger Kritik von mehreren Seiten meldete sich Suu Kyi selbst erst am Mittwoch selbst zu Wort. Jegliche Kritik an ihrem Land betreffend der Flüchtlingskrise basiere auf "Fehlinformationen", erklärte die Politikerin auf Facebook. Die Tochter des 1947 ermordeten Unabhängigkeitshelden Aung San warf dem Ausland vor, mit ihrer Unterstützung für die Rohingya den "Interessen von Terroristen" zu dienen.

Bevor Suu Kyi im Zuge politischer Reformen de facto das wichtigste Mitglied der Regierung Myanmars wurde, hatte sie jahrzehntelang gegen die Militärjunta aufbegehrt. Sie wurde dafür ins Gefängnis gesperrt und 15 Jahre unter Hausarrest gestellt. Im Jahr 1991 wurde ihr "für ihren gewaltlosen Kampf für Demokratie und Menschenrechte" der Friedensnobelpreis zugesprochen. Ihre Dankesrede folgte erst nach der Entlassung aus dem Hausarrest im Jahr 2012. 2015 gewann sie mit ihrer Nationalen Liga für die Demokratie (NLD) die Wahlen. (APA, 06.09.2017)