Die beiden Züge rasen unaufhaltsam aufeinander zu. Am Mittwoch hat das katalanische Regierungsbündnis "Gemeinsam für das Ja" mit Unterstützung der antikapitalistischen CUP das Gesetz zur Durchführung einer Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Kataloniens vorgelegt. Ein Gesetz zum Übergang in die Unabhängigkeit wird in den nächsten Tagen folgen. Madrid wird einmal mehr alles tun, um den Schritt der Separatisten für rechtswidrig erklären zu lassen und gegen Verantwortliche in Barcelona richterlich vorzugehen.

Damit ist die Chance vertan, die die vorübergehende Einheit nach dem Schock der Attentate von Barcelona und Cambrils geboten hatte. Doch dazu hätten Spaniens konservativer Premier Mariano Rajoy sowie die Sozialisten des PSOE und die rechtsliberalen Ciudadanos, die den Katalanen das Recht auf eine freie Entscheidung absprechen, von ihrem hohen Ross steigen müssen.

Die überwältigende Mehrheit der Katalanen will eine Abstimmung, egal wie sie letztendlich wählen würden. Eine Lösung des Konflikts kann es nur geben, wenn sich Madrid und Barcelona einigen, so wie es in Schottland der Fall war. Dort wurden die Urnen im beiderseitigen Einvernehmen aufgestellt. Die Separatisten unterlagen und fügten sich. Je später Madrid einsieht, dass kein Weg an einer Abstimmung vorbeiführt, umso schlechter. Die sture Haltung Madrids schafft nur mehr und mehr Separatisten. (Reiner Wandler, 6.9.2017)