Im Vorjahr war das Wetter während der Vorbereitung zum Erntedankfest im Augarten noch etwas sommerlicher als heuer.

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Wien – Die Erntewagen stehen an der Startlinie: Seit Montag laufen die Aufbauarbeiten für die alljährlichen Feierlichkeiten der Jungbauernschaft, die am kommenden Wochenende traditionell mit Traktorenumzug, Erntesegnung, Tracht und Blasmusik über die Bühne gehen sollen – zum bereits zweiten Mal im Augarten in der Wiener Leopoldstadt und erneut zum Unmut des Bezirks.

Denn diesem wäre es lieber, wenn in dem "wichtigen Naherholungsgebiet", so Bezirksvorsteherin Ursula Lichtenegger (Grüne) zum STANDARD, keine Großveranstaltungen stattfinden würden. Nicht nur sei das Gelände wegen der Auf- und Abbauarbeiten, die bis Mittwoch nach dem Fest andauern, "tagelang nicht zugänglich", die Lkws der Zulieferer würden auch eine Gefahr für Kinder darstellen. Dass die Besucher mit dem Auto kommen, würde man im Grätzel auch "spüren", sowohl beim Verkehrsaufkommen als auch bei der Parkplatzsituation.

Das Problem: Der Bezirk hat kein Mitspracherecht. Der barocke Garten gehört zu den Bundesgärten – und diese sind dem Landwirtschaftsministerium unterstellt und damit in ÖVP-Hand.

Sebastian Kurz beim Erntedank

Für die Neos hat die neuerliche Genehmigung – trotz des Protests im Vorjahr – deshalb eine schiefe Optik. Agrarminister Andrä Rupprechter soll selbst zu dem Event erscheinen. Auch Parteichef Sebastian Kurz ist heuer angesagt.

Die Neos hatten im Vorjahr, wie Bezirks-FPÖ und Wien anders, einen Antrag der Grünen gegen die Abhaltung unterstützt. Befürchtet wurde, dass die Wiesen in Mitleidenschaft gezogen würden. In einem offenen Brief an Rupprechter beklagen die Neos aktuell auch die Lärmbelästigung.

Im Büro des Agrarministeriums lässt man die Kritik nicht gelten: Der Event werde "wie jeder andere in den Bundesgärten behandelt", sagt eine Sprecherin. Die Anfrage sei geprüft worden, die Veranstalter müssten sich an strenge Auflagen halten. So müssen etwa die historischen Rasenflächen eingezäunt werden, dürfen Bäume nicht behängt werden und gibt es ein Höchstgewicht für auf dem Areal zugelassene Lkws.

"Um Einvernehmen bemüht"

Bei der Jungbauernschaft zeigt man sich um "ein gutes Einvernehmen mit dem Bezirk bemüht". Laut Generalsekretär David Süß habe man Anrainer über die mögliche Gefahr durch Lieferwagen informiert, im Einsatz seien Elektrostapler, und maximal zehn Kfz dürften sich gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten. Erwartet werden "mehrere 10.000" Gäste.

Mit den rund 300.000 Besuchern aus der Vergangenheit rechne man nicht, denn der Augarten sei nicht "prominent": Es kämen keine Touristen oder Passanten. Früher hatte der Event traditionell auf dem Heldenplatz stattgefunden. Der steht aber wegen der Parlamentssanierung nicht zur Verfügung. Auch der Rathausplatz, der den Jungbauern laut Süß "gefallen würde", sei nicht verfügbar. (Christa Minkin, 6.9.2017)