Gegner Angela Merkels demonstrierten bei ihrem Auftritt in Sachsen gegen die Kanzlerin.

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Berlin – Mit Pfiffen und Buh-Rufen haben mehr als hundert Protestierende am Mittwoch in Torgau (Sachsen) versucht, die Wahlkampfrede der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu übertönen. Sie hielten teilweise Plakate der rechtspopulistischen AfD (Alternative für Deutschland) und der rechtsextremen NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) in die Höhe.

Merkel ging nur zu Beginn kurz auf den Lärm ein und sprach danach rund eine halbe Stunde lang. Ihre Kritiker setzten während Merkels Rede ununterbrochen Trillerpfeifen und Tröten ein und schrien unter anderem "Hau ab". Nach Einschätzung aus dem CDU-Wahlkampfteam war der Protest in Torgau ungewöhnlich heftig und laut.

Nach Angaben der Polizei kamen rund 1.100 Menschen auf den Marktplatz der nordsächsischen Stadt zum Wahlkampftermin der Kanzlerin. Die Zuhörer, die sich mit Schirmen und Plastikumhängen gegen den Regen wappneten, wurden umrahmt von zahlreichen Demonstranten.

"Volksbewegung Thügida" und Hitlergrüße

Der Polizei zufolge waren die Gegenveranstaltungen von der rechtsextremen "Volksbewegung Thügida" und einem Verein namens "Spektrum" organisiert, der sich nach eigenen Angaben für Meinungsfreiheit und Demokratie einsetzt. Nach Angaben der Polizei versammelten diese beiden Veranstaltungen rund 100 Teilnehmer. Demnach zeigten zwei 36 und 39 Jahre alte Männer aus Finsterwalde und Umgebung den Hitlergruß. Gegen beide sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, teilte die Polizei in Cottbus mit.

Den Angaben zufolge wird zudem gegen zwei weitere Männer im Alter von 21 und 39 Jahren wegen Körperverletzung ermittelt. Diese hätten mit Fäusten andere Teilnehmer der Versammlung geschlagen.

Vergleiche mit Venezuela

Merkel reagierte zu Beginn ihres Auftritts betont gelassen auf die Störenfriede. Sie verwies auf ein Treffen, das sie zuvor mit Vertretern der Opposition aus Venezuela gehabt hatte. "Die würden sich freuen", wenn sie ihrem Protest so Ausdruck geben könnten, sagte die Kanzlerin. Deutschland könne "dankbar sein, dass wir heute Demokratie und freie Wahlen haben", fügte sie hinzu. In ihrer Wahlkampfrede ging sie nicht weiter auf das Spektakel ein.

Die Kanzlerin war am Dienstag bei einem Auftritt in Heidelberg mit Paradeisern beworfen, aber nicht direkt getroffen worden. Pfiffe und Buh-Rufe hatte es vor einigen Tagen auch bei Merkels Wahlkampf-Auftritt in Bitterfeld in Sachsen-Anhalt gegeben. (APA, 6.9.2017)