Die zeitliche Nähe zu einem Uno-Bericht, der das Assad-Regime als Täter des Giftgasverbrechens von Khan Sheikhun im April benennt, gibt dem israelischen Angriff auf eine syrische Militäranlage von Donnerstag eine moralische Note. Tatsächlich fällt die Operation aus dem Rahmen der dutzenden israelischen Bombardements der letzten Jahre in Syrien, die meist klar mit der Hisbollah und deren iranischen Waffenlieferanten in Verbindung zu bringen waren. Diesmal war eine Anlage, die mit Chemiewaffen in Verbindung gebracht wird, das Ziel – und das israelische Statement allgemeiner.

Wohl nicht zufällig fällt es mit dem zehnten Jahrestag des israelischen Angriffs auf einen in Bau befindlichen Atomreaktor im syrischen Al-Kibar zusammen. Israel erinnert aber nicht nur das Assad-Regime an seine Sicherheitsbedürfnisse. Der wichtigere Adressat ist Russland.

Die USA sind abwesend, Russland arbeitet quasi im Alleingang an der syrischen Nachkriegsordnung. Israel hat es nicht geschafft, Moskau davon zu überzeugen, Hisbollah und Iran zumindest aus der "Deeskalationszone" in Südsyrien herauszudrängen. Moskau stellte sich im Uno-Sicherheitsrat vorige Woche sogar schützend vor die Hisbollah. Und Israel antwortet auf seine Weise: Die größten Militärmanöver seit 19 Jahren in Nordisrael haben defensiven Charakter. Aber Moskau soll wissen, dass seine Waffenruhe-Arrangements in Syrien nicht für Israel gelten. (Gudrun Harrer, 7.9.2017)