Mit der "schwachen Hand", aber auch mit einem am Ellbogen angebrachten Stift geschaffene Zeichnungen bilden das Ausgangsmaterial für Daniel Hafners Präsentation "Capricious Salad".

Foto: Daniel Hafner

Das Wort "kapriziös" kommt einem nicht wirklich in den Sinn, wenn man die Arbeiten von Daniel Hafner im Projektraum Viktor Bucher betrachtet. Es gibt dort allerdings auch keinen Salat – obwohl der Künstler seine Präsentation Capricious Salad nannte. Der 1976 in Deutschlandsberg Geborene zitiert damit einen Song der japanischen Musikerin Miharu Koshi, deren Musik auch am Eröffnungsabend gespielt wurde. Anders als Koshi in ihrer Musik ist Hafner in seinen Zeichnungen allerdings an der Überwindung der Harmonie interessiert.

In seinen dahingehenden Studien geht es dem Künstler darum, die eigene Handschrift infrage zu stellen, einmal erlernte Zeichentechniken wieder zu verlernen: "Ich habe ein Problem mit dem, was man die 'eigene Handschrift' nennt", sagt der Künstler, "oder zumindest würde ich gerne wissen, wo Handschrift beginnt und welche Parameter sie bestimmen".

Schreibhand und Zeichenhand

Einem "unbelasteten, frischen Strich" nähert er sich etwa an, indem er zum Zeichnen jene Hand benutzt, mit der er nicht schreibt. Oder indem er mit einem am Ellbogen angebrachten Stift zeichnet. Auf diese Weise entstehen ungewöhnliche, teils unlesbare Krakel und Zeichen, die das Ausgangsmaterial für seine Hinterglasmalereien bilden, aber auch für Strukturen und Muster auf einer Bomberjacke, einem Stück Wellblech oder einer Sitzmöbellandschaft.

Die vom Künstler angewandten Transfertechniken – von Papier auf Glas oder Textil – tragen zusätzlich dazu bei, dass die Einordnung seiner "Handschrift" gar nicht so einfach ist. Einige Zeichnungen werden digital vorbereitet und das Medium Hinterglasmalerei verlangt überhaupt, dass man spiegelverkehrt zeichnet – eine Herausforderung, die das Ergebnis gleich noch etwas "krakeliger", weniger virtuos, schwerer identifizierbar werden lässt.

Keine Figuren

Zwischenzeitlich fühlt man sich an Graffitis an Häuserfassaden oder Kritzeleien auf Post-its erinnert, dem Gesetz der pointierten "guten Gestalt" entsprechen sie aber nicht: Man sieht auf Hafners unterschiedlichen Bildträgern – von Acrylglas über Textilien bis hin zu Pappkarton – zwar wiederholt Striche und Punkte, an Figuren wie Strichmännchen oder Smileys führen diese Bildfindungen jedoch just vorbei.

Hinsichtlich der Installation der einzelnen Werke sieht es mit der Wiedererkennbarkeit noch einmal anders aus: Hafner, der bei Mona Hahn (Kunst im öffentlichen Raum) und Peter Kogler (Computer- und Medienkunst) an der Wiener Akademie der bildenden Künste studierte, hat den Ausstellungsraum wie eine Wohnung "eingerichtet": Besagte Bomberjacke hängt im Eingangsbereich, die Hinterglasmalereien werden in einer Art Salon präsentiert, und hinter einem schwarzen Stoffvorhang tut sich Privatheit in Form der erwähnten Sitzlandschaft auf.

Das gemütliche Möbelstück lädt Betrachter am Ende der Schau zum Verweilen und Nachdenken ein – etwa darüber, ob dieses Wohlfühlsetting wirklich die beste Präsentationsform für die zum Teil sehr klaren und überzeugenden Arbeiten ist. (Christa Benzer, 10.9.2017)