Paris – Neuer Wirbel in der Partei von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron: Weil ihr Reisebüro für 119 Euro Ausflüge in die Nationalversammlung organisiert, ist eine Abgeordnete von La République en Marche unter Beschuss geraten. Der Präsident der Nationalversammlung, François de Rugy, gab am Freitag bekannt, die Ethikstelle des Parlaments angerufen zu haben.

Das Magazin "Marianne" hatte zuvor die Affäre um die Abgeordnete Pascale Fontenel-Personne aufgedeckt. Demnach bietet ihr Reisebüro Access Tours aus der Stadt Le Mans, die nahe ihres Wahlkreises liegt, Ausflüge in die Pariser Nationalversammlung an. Im Preis von 119 Euro pro Person inbegriffen: Die Hin- und Rückfahrt, ein Mittagessen und der Besuch der Nationalversammlung "in Anwesenheit unserer Abgeordneten".

Eintritt gratis, Besuch teuer

"Marianne" wirft Fontenel-Personne deswegen vor, mit ihrem Abgeordnetenmandat als "Verkaufsargument" privat Geschäfte zu machen – zumal der Eintritt in die Nationalversammlung kostenfrei ist.

In einer Erklärung beteuerte die Politikerin, sich seit Beginn ihres Mandats aus dem Reiseunternehmen zurückgezogen zu haben. Der Besuch der Nationalversammlung als solcher sei zudem nicht in Rechnung gestellt worden. Auf der Internetseite des Reiseunternehmens stand am Freitag, dass alle Reisen zur Nationalversammlung abgesagt worden seien.

Der Vorfall ist für Macrons Partei höchst unangenehm, zumal der Präsident im Wahlkampf stets auf Redlichkeit und Tugendhaftigkeit pochte – und einen Neuanfang für die von Affären geplagte französische Politik versprach. Erst vergangene Woche sorgte ein anderer Abgeordneter von La République en Marche mit einer brutalen Helm-Attacke auf einen politischen Rivalen für Negativ-Schlagzeilen. (APA, 8.9.2017)