Einen Tag nach der Veröffentlichung eines Berichts über systematische Folter in Ägypten haben die Behörden die Internetseite der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in Ägypten blockiert. Die Organisation hatte einen Tag zuvor einen Bericht über systematische Folter in Ägypten veröffentlicht.

Foltervorwürfe

Seit dem Putsch gegen den frei gewählten Präsidenten Mohammed Mursi 2013 hätten die Behörden mindestens 60.000 Menschen festgenommen oder beschuldigt. Tausende Zivilisten seien vor Militärgerichte gekommen, Hunderte zum Tode verurteilt worden, hieß es in dem Bericht. HRW warf ägyptischen Sicherheitskräften schwere Folter von politischen Gefangenen vor. Diese sei in Ägypten weit verbreitet und werde systematisch angewandt.

Die Menschenrechtsbeauftragte der deutschen Regierung, Bärbel Kofler, kritisierte die zunehmende Sperrung von Internetseiten unabhängiger Medien und Organisationen am Freitag. "Dieses Vorgehen beraubt die betroffenen Organisationen eines entscheidenden Kommunikationsmittels und zielt offenbar darauf ab, sie mundtot zu machen", erklärte Kofler in Berlin. Die Sperrung von Internetseiten reihe sich ein in eine Serie von repressiven Maßnahmen gegen unabhängige Medien, Menschenrechtsvertreter und zivilgesellschaftliche Organisationen in Ägypten. Nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen sollen 424 Internetseiten in Ägypten gesperrt sein. (APA/dpa, 8.9.2017)