Angsterkrankungen gehören zu den häufigsten psychiatrischen Störungen. Wie Angst und Furcht jedoch im Gehirn entstehen und unser Verhalten beeinflussen, ist nach wie vor unklar. Forscher vermuten, dass die Inselrinde des Gehirns dabei eine wichtige Rolle spielt. Dies wollen Nadine Gogolla und ihr Team am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried bei München genauer untersuchen.

Angst und Furcht sollen vor gefährlichen Situationen warnen und bewahren. Werden diese Emotionen jedoch zu stark oder entstehen zu häufig, können Angsterkrankungen die Folge sein. Um natürliches und krankhaftes Angstverhalten besser zu verstehen, müssen Wissenschaftler die zugrundeliegenden Vorgänge im Gehirn nachvollziehen können.

Gekoppelt mit Empathie

Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass verschiedene Gehirnbereiche Gefühle und Emotionen mit Informationen aus der Umgebung zusammenzubringen und so unser Verhalten beeinflussen. Eine zentrale Rolle in diesem Netzwerk scheint die sogenannte Inselrinde zu spielen. Dieser eingesenkte Teil der Großhirnrinde ist wichtig für das Regulieren von Emotionen, aber auch an Fähigkeiten wie Empathie und Sozialverhalten beteiligt.

Wie die Nervenzellen der Inselrinde zu funktionellen Schaltkreisen verbunden sind und welche Aufgaben sie genau erfüllen, ist derzeit unklar. Nadine Gogolla und ihr Team wollen die Struktur und Funktion der Inselrinde besser verstehen. Am Modell der Maus wollen sie untersuchen, wie die neuronalen Netzwerke der Inselrinde aufgebaut sind, wie sie Emotionen wie Angst und Furcht verarbeiten und wie sie dadurch Verhalten beeinflussen.

Untersuchungen haben gezeigt, dass die Inselrinde von Mäusen ähnlich wie die des Menschen bei Furcht- und Angstverhalten aktiv ist. Mit Hilfe moderner neurobiologischer Methoden, kombiniert mit unterschiedlichen klassischen und neu erdachten Verhaltensexperimenten, wollen die Forscher die Aktivität und Aufgaben der Inselrinde auf neuronaler Ebene entschlüsseln. Neben einem besseren Verständnis der Funktionen des Gehirns sollten die Ergebnisse auch als Forschungsgrundlage für menschliche Angsterkrankungen hilfreich sein. (red/idw, 10.9.2017)